So ist unsere Maus:
- schon immer sehr ruhig, verschmust, verträumt
- immer viel geschlafen
- Probleme im Kindergarten, da sie nie Gruppenspiele mitmachen
wollte und sehr schüchtern war. Sie ist aber durch ihre
ruhige, liebe Art nie wirklich aufgefallen
- kann Erlebtes nicht erzählen, aber oft erst Tage später
- malt sehr gerne und gut
- sehr phantasievoll und kreativ
- macht bei Kritik schnell "dicht"
- vergisst sehr viel, ist in allem sehr langsam, es sei denn
es interessiert sie oder ist wichtig für sie
- auf Fragen antwortet sie oft erst 10 Minuten später-
es fällt ihr diese und jenes ein und die Frage ist längst
schon wieder vergessen- oder sie muss sehr lange überlegen
- anziehen kann morgens schon mal 1 Stunde dauern, da sie sich
verträumt, ihr was anderes einfällt oder sie es vergisst
- grosse Probleme in der Schule, da sie die Stunden auch oft
verträumt, kommt allerdings durch ihre Intelligenz noch
gut mit
- vergisst oft Sachen in der Schule
- Hausaufgaben dauern nicht selten 2 Stunden- nicht weil die
Aufgaben zu schwer sind, sondern weil sie nach jedem geschriebenen
Wort träumt
- kaum Freunde
- sie ist in allem sehr ruhig, eher ängstlich und zurückhaltend
- seit dem Schuleintritt oft Wutanfälle und Aggressionen
gegenüber anderen
- traut sich wenig zu
- alles muss sofort sein- sie kann schlecht abwarten
- sie setzt sich gern für kleinere ein
- sehr gerecht in allem
- kann mit Steffen manchmal sehr gut spielen- sie sind dann
allerdings beide in "ihrer" Welt und nicht mehr zu
"erreichen"
alle Probleme treten phasenweise mal stärker mal weniger stark
auf
Obwohl alle "Symptome" schon frühzeitig
auftraten, ist uns der ADS- Verdacht bei unsere Maus erst sehr spät
gekommen. Durch ihre ruhige Art fiel sie nie so auf wie ihr Bruder.
Erst im Sommer 2000 haben wir erfahren, dass es auch ADS Kinder
gibt, die NICHT hyperaktiv sind.
Seit Juli 2001 bekommt unsere Maus Ritalin. Nach der
Einstellungsphase lief plötzlich vieles viel besser: Hausaufgaben
dauern nur noch ca. 15 Minuten sie bleibt bei der Sache, verträumt
sich nicht, kann zuhören, ist nicht mehr so langsam, passt
in der Schule auf andere Kinder wollen mit ihr spielen traut sich
mehr zu kann sich unterhalten, ohne "stundenlange" Pause
zu machen ist mittlerweile eine der besten in der Klasse
Trotzdem hat sie ihre positiven Eigenschaften NICHT
verloren. Man merkt es ihr an, dass sie sich jetzt so richtig wohl
fühlt.
Nebenwirkungen traten bislang nicht auf. Mittlerweile
nimmt unsere Maus auch das Ritalin SR, was grosse Vorteile hat,
da sie jetzt über den Tag kommt und nicht mehr das Versorgungsloch
Mittags hat. Sie bekommt eine Normale Ritalin Morgens zum anstubsen-
dadurch schafft sie es dann auch sich relativ schnell, aber vor
allem ohne mosern, anzuziehen. Wenn sie zur Schule geht, bekommt
sie eine Ritalin SR. Und Abends vor dem Schlafengehen bekommt sie
noch mal eine normale Ritalin, da sie sonst Probleme mit dem einschlafen
hat.
Wenn man mit Ritalin endlich sieht, dass man auch
ohne Chaos im Kopf leben kann, dann ist es manchmal so, dass, wenn
die Wirkung nachlässt, man ganz durcheinander ist. Deshalb brauchen
manche Kinder noch eine Dosis zum einschlafen. Bei ihr klappt das
wunderbar.
Allerdings
treten jetzt wieder die Probleme mit den Hausaufgaben auf. Sie macht
sie sehr schnell und gut, solange sie schwer sind. Sind es leichte
Aufgaben, wie immer die gleichen Wörter abschreiben, dann blockt
sie ab und hat keine Lust dazu. Das Problem wird wahrscheinlich
damit zusammenhängen, dass sie recht intelligent ist und sie nicht
genug gefordert ist. Im 1. Schuljahr sollte sie eigentlich in den
Schulkindergarten abgeschoben werden- jetzt mit Ritalin
ist sie im 2. Schuljahr total unterfordert. Leider spielen die Lehrer
nicht wirklich mit und ich habe das Gefühl, mit den Problemen alleingelassen
zu werden. Jetzt versuchen wir gerade eine Verhaltenstherapie für
sie zu bekommen. Was leider hier in der Gegend nicht ganz einfach
ist.
Sie ist immer noch sehr langsam, wenn sie sich nicht
sicher ist, ob es richtig ist, was sie macht- sie hat einen enormen
Perfektionismus. Was sehr schön ist, dass sie sich jetzt öfters
verabredet und sich mehr mit anderen Kindern trifft. Ich denke mal,
dass das ihrem Selbstbewusstsein helfen wird.
Auch in der Schule sagt sie lieber gar nichts, als
was falsches. Daran werden wir noch viel arbeiten müssen. Aber fehlendes
Selbstbewusstsein muss eben auch erst mühsam aufgearbeitet werden.
Zu Hause ist sie jetzt ein ganz tolles Kind: immer
noch sehr kreativ, hört zu wenn man ihr was sagt, sehr wissbegierig,
phantasievoll, sie ist sehr gut im Reiten und Schwimmen, und lernt
langsam auch mal Gefühle zu zeigen.
Oft wird gesagt, dass Ritalin nur dazu da ist, die
Kinder lieb zu machen. Das ist absolut nicht der Fall.
Seitdem unsere Maus Medikamente bekommt, kann sie ihre Gefühle ausdrücken
und aus dem viel zu angepasstem Mädchen ist ein diskussionsfreudiges
Kind geworden. Was für mich manchmal ein Problem ist, weil ich es
gewohnt war, dass sie machte, was ich sagte und jetzt muss ich mit
ihr über alles und jedes Diskutieren Aber im Endeffekt bin ich sehr
froh da drüber, denn auch wenn es für mich jetzt etwas schwieriger
ist, für unsere Maus ist es sehr gut.
Kurz nach den Sommerferien war sie acht Tage auf Klassenfahrt
in Wangerooge. Wie die meisten Mütter hatte ich vorher die
totale Panik vor dem was da kommt... und wie die meisten Mütter
wahrscheinlich, war ich erstaunt WIE mein Kind wiederkam... mindestens
2 Zentimeter gewachsen, sprach von Hunger (DAS Wort kannte sie vorher
überhaupt nicht *g*) und irgendwie viel viel grösser ;-)
Mittlerweile ist die Maus schon 10 Jahre alt geworden.
Viel hat sich geändert: eine neue Familie, eine neue Stadt,
eine neue Schule. Erst lief alles recht gut. Doch nachdem wir endlich
mit einer Verhaltentherapie anfangen konnte, stellten sich bei ihr
eine Menge Probleme heraus. So ganz langsam fängt sie an aus
ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Probleme die wahrscheinlich
schon seit Jahren bestehen, die durch Kindergarten und Schule verstärkt
worden sind.... Probleme, an denen sie scheinbar seit Jahren leidet.
Jetzt kommen wir der Sache auf die Spur- und wieder
kommt eine Menge Arbeit auf uns zu... eine Arbeit, die an den Nerven
zerrt, eine Arbeit, die wichtig ist, eine Arbeit, die wir gerne
tun, damit das Kind glücklich werden kann.
Wir haben hier eine ganz tolle liebe (pubertierende
:-)) Maus!
Und schon wieder stelle ich fest, dass sich viel geändert
hat. Die Verhaltenstherapie war anstrengend, aber erfolgreich. Unsere
Maus musste viel üben und auch wir Erwachsenen mussten hart
arbeiten. Was mir immer wieder aufgefallen ist, wie gut es ist,
wenn ALLE Beteiligten gut MITEINANDER arbeiten.
Vieles was von ihr erlernt und geübt werden musste
ist mit uns, ihrem Papa, der Therapeutin und der Lehrerin abgesprochen
worden.
Jetzt (2004) ist unsere Maus ins 5. Schuljahr aufs
Gynasium gekommen. Lange war es nicht sicher, welche Schulform die
Richtige für dieses Kind ist. Durch "Leistungsanpassung"
(sie wollte aus verschiedenen Gründen gerne auf die Hauptschule
und hat versucht ihre Leistungen dementsprechend anzupassen) und
"Hausaufgabenfrust", aber auch wegen der noch immer vorhandenen
Sozialen Probleme hatte sie eine Relaschulempfehlung bekommen. Nach
sehr langem Hin und Her und vielem vielem Nachdenken sind wir zu
dem Schluss gekommen, dass sie einfach ein Gymnasiumkind ist (von
der Intelligenz ganz bestimmt und der Rest muss sich zeigen :-)
)
Im Sommer 2004 stellten wir dann relativ plötzlich
fest, dass unsere Maus nicht mehr gut mit ihren Medikamenten eingestellt
war. Da noch zwei Wochen Ferien waren, beschlossen wir in der Zeit
einen Auslassversuch zu machen. Das Ergebnis war kaum zu glauben.
Die Sozialen Probleme waren plötzlich so gut wie nicht mehr
vorhanden und sie kann jetzt vieles, was sie in der Therapie gelernt
hat noch besser umsetzen. Plötzlich ging diese Kind auch öfters
mal nach draußen zum spielen, was sie vorher nur sehr ungern
getan hat.
Auch die Konzentration ist nicht SO schlecht. Wir
beschlossen, nach Rücksprache mit der Ärztin und Therapeutin
es jetzt erstmal ohne Medikamente zu versuchen.
Denn wir finden schon, dass soziale Kontakte wichtiger
sind als Schulnoten. Lernen kann man später auch als Erwachsener
noch... Freunde finden wird schwer, wenn man nie gelernt hat, wie
das geht.
Das ist natürlich eine große Herausforderung
für unsere Maus. Die Umstellung auf eine neue Schule, dann
muss sie plötzlich lernen und man merkt schon, dass sie sich
mehr anstrengen muss um sich zu konzentrieren.
Bislang sind die Noten nicht gerade besonders gut,
aber wenn man bedenkt, was das Kind jetzt (gerade in der ersten
Zeit) leisten muss, finden wir das schon ganz okay.
Ein Problem, was wir nach wie vor haben, sind die
Hausaufgaben. Aber wie es scheint, ist das mehr ein Motivationsproblem,
welchens wir gerade mit positiver Verstärkung (Punkteplan)
versuchen in den Griff zu bekommen.
Mal sehen wie es weitergeht. Bislang sehe ich, dass
das was wir in all den Jahren getan haben sich gelohnt hat. Es geht
stetig bergauf :-)
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