ADS-H - Was ist das
ADS ist auch unter folgenden Bezeichnungen bekannt:
Hyperkinetische Störung - HKS:
Aufmerksamkeitsdefizit - Syndrom (mit / ohne Hyperaktivität)
Minimale Cerebrale Dysfunktion - MCD: (veraltet)
Hyperaktivität: (umgangssprachlich )
Aber was ist ADS???
ADS ist eine Stoffwechselstörung
und KEINE falsche Erziehung
oder
schlechter Einfluss von anderen
Eine sehr gute Kurzbeschreibung hat
Bernhard Klasen geschrieben:
Was ist eine hyperkinetische Störung?
Was ist das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom?
Begriffe: Es gibt sehr viele Begriffe, die
in das Feld der Aufmerksamkeits-störung mit / ohne Hyperaktivität
und mit / ohne gestörtem Sozialverhalten passen:
Hyperkinetische Störung - HKS: Dieser Begriff wird im Diagnosenkatalog
ICD 10 der WHO verwendet und ist in Deutschland für Ärzte
und Psychotherapeuten beim Verkehr mit Krankenkassen und Kassenärztlichen
Vereinigungen bindend. Aufmerksamkeitsdefizit - Syndrom (Mit / ohne
Hyperaktivität) Abgekürzt wird es: ADS / ADS-H, oder engl.
ADD (Attention Deficit Disorder) oder ADHD (Attention Deficit and
Hyperactivity Disorder): Die amerikanische Literatur sowie die deutschen
Psychologen (an Universitäten und oft als Angestellte in Einrichtungen)
orientieren sich am DSM IV. Minimale Cerebrale Dysfunktion MCD:
Dieser Begriff ist eigentlich mittlerweile veraltet und sollte nicht
mehr verwandt werden, weil er einen (nicht nachweisbaren) Hirnschaden
postuliert. Damit wird Kindern ein Schaden unterstellt; diese Etikettierung
erschwert einen angemessenen Umgang mit der Problematik erheblich.
Hyperaktivität: Dieser Begriff ist umgangssprachlich für
das HKS oder ADS - (H) - Syndrom weitverbreitete, deshalb verwende
auch ich ihn regelmäßig.
Diagnostik: Die Kerndiagnostik zentriert auf
die Erfassung der Symptome Bewegungsunruhe, Aufmerksamkeitsstörung
und Impulsivität. Die Störung muß vor dem 7. Lebensjahr
begonnen haben und in mehr als einem Lebensbereich (Schule, Freizeit,
Familie etc.) auftreten. Die Symptome verursachen deutliches Leiden
oder eine Beeinträchtigung der sozialen, schulischen oder beruflichen
Funktionsfähigkeit.
Der Begriff Bewegungsunruhe' erklärt sich von selbst.
Impulsivität' meint, daß Kinder spontanen Impulsen
folgen. Sie können nicht warten, bis sie dran sind, unterbrechen
oft Andere und beachten dabei oft übliche Umgangsformen nicht.
Aufmerksamkeitsstörung' meint, daß Kinder schwer
bei der Sache bleiben können, oft mit ihren Gedanken abschweifen,
Schwierigkeiten haben, Vorträge anzuhören oder sich immer
wieder eine Phantasiewelt aufbauen.
Zur Diagnostik tragen Intelligenztests, Konzentrationstests und
verschiedene Fragebögen zum kindlichen Verhalten bei.
Erschwert wird die Diagnostik durch die Fluktuation der Symptomatik,
d.h. sie ist nicht stabil, sondern sehr von äußeren Reizen
abhängig. Ein unauffälliges Testergebnis widerlegt nicht
die Vermutung einer Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsstörung!
Typische Verhaltensdefizite werden durch Störungen
in zentralen Hemmungsprozessen erklärt:
- Hemmung eines dominanten Handlungsimpulses: Impulsivität
- es muss sofort gemacht werden: Verhalten folgt oft der Regel:
Erst Handeln, dann Denken. Kinder können nicht warten - Lösungen
werden in der Schule herausgerufen, auch wenn die Kinder warten
sollen - es wird ganz spontan das geredet, was den Kindern gerade
in den Sinn kommt; dabei ist es für die Kinder unwichtig,
was sich schickt oder nicht.
- Unterbrechung einer laufenden Handlung: Man kann mit Playstation
- Spielen nicht sofort aufhören, Wutausbrüche können
nicht bei Strafandrohung sofort beendet werden. So hatte ich einen
Jungen in Therapie, der mir einen Kinofilm erzählte: ausufernd
und langwierig. Immer wenn ich das Thema auf etwas Anderes lenken
wollte, blieb er recht starr bei seinem Vortrag, bis er den Film
fertig erzählt hatte. Es ist also eine Umstellungsschwierigkeit,
sich flexibel auf neue Inhalte einzulassen.
- Hemmung interferierender Handlungstendenzen: interferierend
meint: Man macht eine Aufgabe und wird, mittendrin, durch etwas
Unwesentliches abgelenkt. Das Kind macht die Hausaufgaben und
wird durch ein Martinshorn von draußen extrem abgelenkt.
'Nebensächliche' Reize können nicht ausgeblendet werden.
Diese Störung der Hemmungsvorgänge wirkt
nun auf vier, sog. exekutive, Funktionen ein:
Ein gestörtes nichtverbales Arbeitsgedächtnis: Betroffene
Kinder haben Schwierigkeiten in der zeitlichen Organisation (Betroffene
sind unpünktlich oder überpünktlich, vergessen Termine,
können Zeiträume nicht abschätzen), in der räumlichvisuellen
Wahrnehmung (Schwierigkeiten in Geometrie!), das Abschätzen von
Konsequenzen eigenen Handelns (wenn ich die Hausaufgaben für
die Schule nicht regelmäßig mache, muß ich mit schlechten
Noten rechnen à die Kinder müssen entsprechende Erfahrungen
wesentlich öfter machen), das Reflektieren über eigenes
Handeln (es ist sehr schwer, mit diesen Kindern angemessen über
problematisches Verhalten zu reden), das Wahrnehmen sozialer nichtsprachlicher
Signale. Dies ist bei betroffenen Kindern kein Nichtwollen, kein absichtliches
Provozieren, kein Ärgernwollen, keine Verantwortungslosigkeit,
sondern schlichtweg: Das Kind kann es nicht anders, es ist Teil der
ADS / HKS - Problematik! Es ist, als ob man von einem blinden Kind
die Beschreibung eines Bildes erwarten würde.
Die Selbstregulation von Affekten, der Motivation
und des Erregungsgrades: Diesen Punkt halte ich für zentral
bei den Problemen dieser Kinder. Die Störung der Affektregulation,
der Erregung und Aufmerksamkeit wirkt sich nicht so aus, dass ein
Kind immer in diesem Bereich Schwierigkeiten hat; vielmehr ist das
nicht bewusst steuerbare Pendeln zwischen Minimum und Maximum problematisch.
Diese Kinder haben erhebliche Schwierigkeiten damit, sich selbst
zu motivieren, oder selbst bewußt ihren Erregungsgrad abzusenken.
Werden sie aber durch eine Tätigkeit gefesselt, so sind diese
Kinder hochmotiviert und können einen extremen Arbeitseifer
an den Tag legen. Ebenso ist es mit dem Erregungsgrad: Betroffene
Eltern kennen die Wutausbrüche: Es fängt mit Kleinigkeiten
an und es wird rapide zur massiven Auseinandersetzung. Betroffenen
Kinder können sich nicht so selbst regulieren, dass sie alleine
zur Ruhe kommen. Eltern werden dabei oft heftigst beschimpft. Hier
hat man kaum Einflussmöglichkeit, es hilft nur abwarten und
aktive De-Eskalation! Das ist erstmal die einzig ruhestiftende Möglichkeit,
hinterläßt aber, verständlicherweise, bei den betroffenen
Eltern einen schalen Nachgeschmack ("Ich muß doch das
Kind bestrafen, wenn es 'Arschloch' zu mir sagt." , "Es
muss doch lernen, dass das nicht geht!"). Hier empfehle ich,
erstmal dafür zu sorgen, dass Ruhe einkehrt. Wenn Eltern und
Kind extrem aufgeregt sind, ist eine angemessene Lösung nicht
möglich. Nach etwa einer Stunde würde ich das problemorientierte
Gespräch mit dem Kind suchen - auch wenn das Reflektieren des
eigenen Verhaltens für Betroffene sehr schwer ist. Das widerspricht
meinen sonstigen, verhaltenstherapeutischen Empfehlungen: Sofort
reagieren, sofort strafen, sofort loben. Besser ist es natürlich
noch, Konfliktsituationen voraus zu planen. Eltern kennen die problematischen
Situationen, und können sich so drauf einstellen und aktiv
die Spannung au s der Situation zu nehmen. Was sich hier so leicht
empfehlen lässt, ist in der Praxis nur sehr schwer umzusetzen:
sind die Eltern doch oft selbst impulsiv, oft unter Zeitdruck, haben
Planungsschwierigkeiten, sind den Schuldvorwürfen der Umgebung
ausgesetzt.
Es wird hier deutlich, wie schwierig der Umgang mit
diesen Kindern ist. Hinzu kommt noch das unwillkürliche Pendeln
der Leistungen (Konzentration, Motivation und Emotion). Es legt
nahe, dass man dem Kind nur ein Nichtwollen unterstellt: "Wer
sich mal konzentrieren kann und mal nicht, strengt sich nur nicht
genug an!"
Der Internalisierung und Automatisierung von Sprache
(als ein Aspekt des verbalen Kurzzeitgedächtnisses) (z.B. beim
planvollen Herangehen an Aufgaben / Probleme) Probleme löst
man durch planvolles Vorgehen: "Ich lese mir die Aufgabe durch.
Was wird verlangt? Kenne ich ähnliche Aufgaben von früher?
Wie habe ich die gelöst? Was ist gegeben? Wie lautet die Formel?
Wie finde ich die passende Formel?" Dies sind alles sprachliche
Hilfsmittel um Probleme zu lösen, und hier haben die ADS-Kinder
gerade Schwierigkeiten, diese sprachlichen Aussagen zu automatisieren.
Analyse und Synthese von Handlungssequenzen. Es gibt außerordentliche
Schwierigkeiten, komplizierte / komplexe Handlungen zu analysieren,
in einzelne Teilhandlungen aufzulösen und diese flexibel in neuen
Anforderungssituationen anzuwenden. Steht man vor neuen Problemen,
empfiehlt sich folgende Problemlösestrategie:
- Klärung: Was ist das Problem?
- Kenne ich ähnliche Probleme von früher oder von anderen?
Was hat sich damals als wirksam erwiesen?
- Unzensiertes Sammeln von Lösungsmöglichkeiten. JEDE
Lösung ist hier erlaubt!
- Bewertung der Lösung auf ihre Erfolgschancen hin.
- Anwendung der Lösung und Bewertung des Erfolges.
Wie entwickelt sich die Störung langfristig?
Früher hatte man ein einfacheres Konzept der Hyperaktivität,
es stand die Bewegungsunruhe im Zentrum alle Bemühungen. Und
da diese oft in der Pubertät abnimmt, dachte man, Hyperaktivität
sei eine Störung, die auf das Kindesalter beschränkt sei.
Neuere Forschungen sehen die Problematik differenzierter. Bei 1/3
bis 2/3 der Betroffenen hält die Symptomatik bis in das Erwachsenenalter
an; häufig bleibt die Impulsivität und Konzentrationsschwäche
weiter bestehen.
Nur 20% sind mit 15 Jahren problemfrei. Hyperkinetiker weisen in
erheblich höherem Maße schulische Schwierigkeiten und
Schulversagen auf. 50-70% haben beim Erreichen des Erwachsenenalters
Verhaltensprobleme und Symptome der ADS. Therapeutisch ist es ein
erheblicher Unterschied, ob Hyperaktivität mit einer Störung
des Sozialverhaltens einhergeht, oder nicht: Ist kindliche Hyperaktivität
mit Aggressivität verknüpft, so sagt dies auch späteres
aggressives und sozial auffälliges Verhalten voraus. Die Gefahr,
dass diese Kinder kriminelle Delikte begehen, ist sehr hoch! Hyperaktiv
- aggressive Kinder sind gemeinhin schwerer betroffen: Sie sind
in ihrem Sozialverhalten noch gestörter als jene mit Störungen
des Sozialverhaltens und sind Hyperaktiver als die rein Hyperaktiven.
Im Alter von 19 Jahren zeigen sie eine deutlich höhere Kriminalitätsrate
und vermehrten Kontakt mit illegalen Drogen. Im Alter von 25 Jahren
zeigt sich deutlich häufiger eine Antisoziale Persönlichkeitsstörung
(sie geht mit Kriminalität einher), ein niedriger Schulabschluss,
deutlich verringertes Einkommen, häufiger Arbeitsplatzwechsel.
Welche Störungen gehen oft mit ADS / HKS einher?
Häufig begleiten folgende Störungen ADS - (H) / HKS:
- Lese-Rechtschreibschwäche
- Dyskalkulie
- Schulangst
- Soziale Probleme
- Selbstwertprobleme
- Tics oder Tourette - Syndrom
- Hochbegabung (relativ viele hochbegabte Kinder zeigen Symptome
des ADS - (H), dies bedarf einer speziellen Intervention, wenn
auch hier keineStörung' vorliegt)
- Kindliche Depressionen
- Posttraumatische Belastungsstörung / Borderline - Persönlichkeit
(ist umstritten, entspricht jedoch meiner Erfahrung. Aus meiner
Sicht erleben betroffene Kinder viele und langandauernde Traumatisierungen
und Entwertungen, die zur Ausbildung einer entsprechenden Folgeproblematik
führt.)
Was kann man machen? Alle mit dem Kind befassten
Personen sollten sich gründlich informieren. ADS - (H) ist
in aller Munde, jedoch wird viel Halbwissen verbreitet und so der
Nährboden für Vorurteile geschaffen.
- Eltern sollten mit einer Selbsthilfegruppe Kontakt aufnehmen
- Im Internet sind viele Informationen und Gesprächsgruppen
zu finden:
http://www.psychologie-online.ch/ADD
http://www.hks-ads.de
- Über die Linkempfehlungen sind jeweils weitere gute Informationsquellen
zu finden!
- Literatur:
Cordula Neuhaus:
Das
Hyperaktive Kind und seine Probleme und
Der Hyperaktive Jugendliche und seine Probleme
Döpfner u.a.: Wackelpeter
& Trotzkopf.
Hallowell, E. M. & Ratey, J.: Zwanghaft zerstreut. Ein Ratgeber
für Erwachsene.
Weitere Literaturhinweise sind gerne bei mir erhältlich.
- Psychotherapie: Die Einflussmöglichkeiten einer Psychotherapie
auf die Kernsymptomatik Impulsivität, Aufmerksamkeitsstörung
und Hypermotorik halte ich für sehr begrenzt. Sehr sinnvoll
ist jedoch die Behandlung der Sekundärsymptomatik: Schulangst,
soziale Probleme, Selbstwertprobleme, Depressivität etc.
Durch Psychotherapeuten kann zudem eine präzise Diagnostik
des Störungsbildes (incl. sekundärer und komorbider
Störungen) erfolgen, die auch die Dynamik der Störung
erklärt. Psychotherapie mit betroffenen Kindern ist langwierig,
mit Rückschlägen ist zu rechnen, sie ist an den Stärken
des Kindes orientiert, soll beide Eltern und Lehrer mit einbeziehen.
- Familiäre Schwierigkeiten können eine Symptomatik
gravierend verschlechtern: Eheschwierigkeiten, Arbeitslosigkeit,
psych. Erkrankungen der Eltern, Schulden, Alkoholismus, Uneinigkeit
in Erziehungsfragen. Oftmals führt erst eine Bearbeitung
dieser Faktoren zu einer deutlichen Verbesserung.
- Pharmakotherapie: Eine medikamentöse Behandlung soll in
Kombination mit einer Verhaltenstherapie erfolgen. Eine Behandlung
mit Stimu-lantien ist recht oft die einzig wirksame Behandlungsmög-lichkeit
- zumal die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen
in Deutschland bislang nicht hinreichend gesichert ist.
- Arbeit mit Eltern und Schule: Eine Behandlung kann nur effektiv
sein, wenn alle mit dem Kind befassten sich mit all ihrer Energie
auf die Besserung der Symptomatik konzentrieren. Die Arbeit sollte
durch gegenseitigen Respekt ohne Vorwürfe geschehen. Berücksichtigt
man zudem, dass ADS - (H) vermutlich vererbt wird, mindestens
ein Elternteil und evtl Geschwister auch betroffen sind, so setzt
auch die Arbeit mit den Eltern und den Familien ein großes
Maß an Fachwissen voraus.
- Theoretisch gibt es in den meisten Bundesländern die Möglichkeit,
einen gemeinsamen Unterricht / integrative Maßnahmen für
verhaltensauffällige Schulkinder zu erreichen. Dies hat zur
Folge, daß eine zusätzliche Lehrkraft stundenweise
im Unterricht zur Verfügung steht. Dies sollte aus meiner
Sicht unbedingt noch weiter ausgebaut werden.
- Für Lehrer ist mittlerweile sehr viel Literatur zum Umgang
mit hyperaktiven Kindern im Unterricht geschrieben worden. Aus
Platzmangel kann hier in diesem einführenden Text nicht näher
darauf eingegangen werden. (Wird jedoch bald hier eingearbeitet
werden!)
- Bei Vorschul- und Grundschulkindern ist die Teilnahme an einem
verhaltenstherapeutischem Elterntraining (z. B. Triple P) sehr
empfehlenswert. Sehr günstig wäre es, wenn das Elterntraining
auf die Problematik hyperkinetischer Kinder hin abgestimmt wäre.
Es gibt den Eltern Sicherheit in schwierigen Erziehungssituationen
und erhöht die Fähigkeiten in liebevoll - konsequentem
Erziehungsverhalten.
- Um die häusliche Situation noch weiter zu entspannen können
noch folgende
Jugendhilfemaßnahmen sinnvoll sein:
Hilfe zur Erziehung: Erziehungsberatung, soziale Gruppenarbeit,
Erziehungsbeistandschaft, sozialpädagogische Familienhilfe,
Erziehung in einer Tagesgruppe. Die Hilfe zur Erziehung tritt dann
ein, wenn sich Eltern nicht mehr in der Lage sehen, wenn 'eine dem
Wohl des Kindes entsprechende Erziehung' nicht gewährleistet
ist. Dann ist den Eltern eine Hilfeform zu vermitteln, die notwendig
und ausreichend ist.
Eingliederungshilfe: Dies eröffnet weitere
Möglichkeiten spezieller Förderungen: z. B. Heimaufenthalte,
spezielle Förder- und Therapiemaßnahmen ... Dies setzt
das Vorliegen einer seelischen Behinderung voraus. Es muss hierzu
eine psychische Störung vorliegen und zudem als Folge der Störung
die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft beeinträchtigt
sein. Dies ist sehr schwer nachzuweisen. Die Störung darf nicht
durch psychotherapeutische Maßnahmen alleine begehbar sein.
Entsprechende Bescheinigungen werden meist nur von Erziehungsberatungsstellen,
Schulpsychologischen Diensten oder von Ärzten anerkannt, die
langjährig Erfahrung in der Jugendhilfearbeit haben.
Diese Praxis berücksichtigt aus meiner Sicht
noch nicht die neue gesetzliche Entwicklung der Verabschiedung des
Psychotherapeutengesetzes. Hier wurde der eigenständige Beruf
des Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
geschaffen. Bei der Finanzierung der Maßnahmen ist vorrangig
die Krankenversicherung zuständig. Ist die seelische Behinderung
anerkannt, dann sind eine Reihe von weiteren kostenintensiven, ambulanten
wie stationären Maßnahmen möglich.
- Ergotherapie, Heilpädagogik, Motopädie oder Psychomotorik
kann bei begleitenden Wahrnehmungsstörungen sinnvoll sein.
- Liegt eine Rechtschreibschwäche vor, so sollten die landesspezifischen
Verfahrensregelungen zum Einsatz kommen. In NRW gibt es einen
Erlass des Kultusministeriums, der ein weites Spektrum an Interventionsmöglichkeiten
bietet, z. B.: Absehen von einer Benotung, stärkere Gewichtung
mündlicher Noten, Verlängerung der Bearbeitungszeit.
ADS- Diagnose
Eine Diagnose sollte immer von einem erfahrenen
Arzt oder Psychologen vorgenommen werden.
Dazu gehören immer:
- sorgfältige Anamnese
(Fragebögen zur Vorgeschichte; Berichte der Eltern, Lehrer, Erzieher
etc.)
- diverse Tests
(Aufmerksamkeitstest, Intelligenztest zum Ausschluss von Hoch-
oder Minderbegabung - auch diese Dinge können ADS-ähnliche Symptome
hervorrufen)
- Ausschlussdiagnosen
(mittels EEG und Blutuntersuchung um abzuklären, ob nicht eine
andere Krankheit, z.B. Allergie, Epilepsie, Tumorerkrankung etc.
vorliegt
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