Prof. Dr. med. Klaus Schmeck
ADHS - Impulsivität - Aggressivität
Diagnose und Behandlung unter Berücksichtigung teilstationärer
und stationärer Möglichkeiten
Am Anfang ging Prof. Dr. Schmeck erstmal auf einige Grundbegriffe
von ADHS ein.
Es gibt drei Kernsymptome:
- Konzentrationsstörung
- Impulsivität
- Bewegungsunruhe
und drei Subtypen:
- Hyperaktivität
- ohne Hyperaktivität
- Mischtyp
Was ist Impulsivität?
Impulsivität ist eine Kombination aus:
(Definition von Eysenck und Eysenck 1977)
- Risikoverhalten
- geringer Vorausplanung
- Lebhaftigkeit sowie spontanem, schnellem, unüberlegtem Verhalten
oder auch:
- Handeln ohne an Konsequenzen zu denken
- Gefahren riskieren
- unfähig zur Planung
- Lebendigkeit
- schlechte Impulsivregulation
- Neigung auf Reize rasch und heftig zu reagieren
- Schwierigkeiten in der Gefühlsregulation
- Vermehrte und gesteigerte Reagibilität (Sensibilität) auf
äussere Umstände
ausgelöst von 2 unterschiedlichen Systemen:
- Verhaltensaktivierung
- Verhaltenshemmung
Komorbidität in der MTA-Studie:
Störung des Sozialverhaltens
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> 50% |
emotionale Störungen
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15%- 25% |
Teilleistungsstörungen
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20% |
TIC-Störungen
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Was ist oppositionelles Trotzverhalten?
- schnell ärgerlich
- streitet
- widersetzt sich
- verärgert
- gibt anderen Schuld
- nachtragend
- empfindlich
- wütend, beleidig
- boshaft
Störung des Sozialverhaltens
- Aggressives Verhalten gegenüber Menschen und Tieren
- Zerstörung von Eigentum
- Betrug oder Diebstahl
- schwere Regelverstösse
Diagnostik von Verhaltensstörungen
- Zentral ist die Verhaltensbeobachtung und Verhaltensbeschreibung
- Videoanalysen sind international keine anerkannten diagnostischen
Hilfsmittel
- Fragebogenverfahren oder Checklisten können hilfreich sein
Es gibt zur Zeit keine apparative Diagnose, die beweisend wäre.
Ebenfalls gibt es
- keine biologischen Maße die beweisend sind
Wann ist die Behandlung von aggressiven und antisozialem Verhalten notwendig?
- je nach Schweregrad
- Grad der Einschränkung in seinen Lebensmöglichkeiten
- subjektiver Leidensdruck
- Aufmassder Schädigung anderer Menschen
Welche Art ist sinnvoll?
Gesundheit ist nach Freud "Liebes- und Arbeitsfähigkeit".
Krankheit ist subjektiver Leidensdruck.
Auf die Kinder bezogen würde das heissen, wenn sie nicht mehr Schul-
und Beziehungsfähig sind müssen sie behandelt werden.
Frühwarnzeichen
- sozialer Rückzug/ Kontaktstörungen
- Leistungsknick in der Schule
- Schulverweigerung
- ausgeprägtes Vermeidungsverhalten
- psychosomatische Symptome
- häufig aggressive Konflikte
- mangelhafte Impulskontrolle
Was hindert Eltern daran ihre Kinder zur Behandlung zu bringen?
- Scham
- Schuldgefühle
- eigene Lebensgeschichte
- Weigerung des Kindes
- Ignorieren der Einschätzungen von Aussenstehenden (z.B. Lehrer,
Erzieher)
DIE STARKEN SUCHEN HILFE!
Behandlungsansätze
- Teilstationär/ tagesklinisch
- Stationär
- Pharmakotherapie
Beispiel: Sommercamp
Bereits dreimal lief das Projekt Sommercamp ("Klinik in den Ferien"):
2002 gab es in Frankfurt 2 Sommercamps (multizentrische Studie von Medikinet
retard) und 2003 gab es ein Sommercamp in Ulm als Pilotprojekt.
Es gab 10 tagesklinische Behandlungstage von 8 Uhr bis 16 Uhr, einen
Betreuerschlüssel von 1:2 (d.h. 2 Therapeuten und 1 Praktikant für
6 Kinder), 9 begleitende Elternabende, 2 Einzel-Elterngespräche und
2 Lehrerinformationsgespräche/ beratungen
die Ziele waren:
- für die Kinder:
- Aufbau lebenspraktischer Kompetenzen zur Besserung der sozialen
Interaktion im Alltag und im Umgang mit Gleichaltrigen
- für Eltern und Lehrer:
- Verständnis für ADHS- Problematik
- pädagogische Handreichungen für den Alltag
- zur Generalisierung der erreichten Effekte
Manualisiertes ADHD- Ferienprogramm
(König, Grasmann & Schmeck/ 2004)
Kompetenztraining
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18 Einheiten |
Projektarbeit
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18 Einheiten |
therapeutisches Einzelgespräch
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4 Einheiten |
Entspannung
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20 Einheiten |
Freizeit
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20 Einheiten |
Teamsitzung
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10 Einheiten |
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unter anderem gibt es
- Reflexionen zum Selbstbild z.B. mit Hilfe eines Smily- Würfel-
Spiels:
Auf einem Würfel gibt es jeweils drei :-) und drei :-( Smilys.
Je nachdem was ein Kind gewürfelt hat, soll es eine positive oder
negative Eigenschaft von sich nennen.
- Selbstregulationstraining
- Sonderthema: Freundschaft
Bedeutung des Erziehungsstils
Eltern von aggressiven Kindern zeigen häufig:
- Mangel an klaren Alltagsregeln
- inkonsistente Bestrafungsregeln
- kaum nicht-aggressive, aversive Strafen
- rigorose Ankündigungen von Strafmassnahmen
deshalb
Abende zur Aufklärung für Eltern.
Teilstationäre Behandlung
- dauer deutlich länger als stationäre Behandlung
- Schwerpunkte- Aufbau stabiler Beziehungen
- Förderung von Gewissensbildung und Empathie
- klare Strukturen und Grenzen
- Aufbau prosozialem Verhalten mit Hilfe von Punkteplänen
- evtl. Pharomakotherapie
- langfristige Einbeziehung der Eltern
Wann Stationär?
- akute Eigen- und Fremdgefährdung
- schwerwiegende psychosoziale Funktionseinschränkungen
- gefährdende psychosoziale Umgebung
- anderer psychiatrische Begleiterkrankungen
- Versagen niederschwelliger Therapiemassnahmen
Hypothetische Bedeutung von Neurotransmittern für psychische Prozesse
Hemmung der Wiederaufnahme von
- Dopamin (z.B. Methylphenidathydrochlorid)
- Serotonin (Antidepressiva)
- Noradrenalin (z.B. Stratera)
Risperidon wirkt bei aggressiven und impulsiven Verhaltensstörungen.
Fegert und Glaeske haben von 2000 bis 2002 eine Studie gemacht:
"Untersuchung zur Arzneimittel-Versorgung
von Kindern mit hyperkinetischen Störungen"
Herr Prof. Dr. Schmeck machte noch Werbung für eine
gute CD-Rom:
"Freiheit
in Grenzen" der Uni München und spielte auch einige Beispiele
daraus vor.
"Freiheit in Grenzen" ist eine interaktive CD-ROM zur Stärkung
elterlicher Erziehungskompetenzen für Eltern mit Kindern zwischen
6 und 12 Jahren
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