Der Ohrenzwicker und seine Lehre über Zusammenhalt
und Freundschaft
Es
war einmal eine Ameise, Amalia, und ein Grashüpfer, Gorky, beide wohnten
in den Weinbergen. Sie waren fast das ganze Jahr über dicke Freunde, außer
wenn es Traubenzeit war. Beide wollten sie unbedingt wissen, wie die Trauben
schmeckten. Aber da gab es ein Problem. Amalia konnte zwar hochkrabbeln
zu den Trauben, aber mit ihren winzig kleinen Zähnchen konnte sie die
dünne Haut der Trauben nicht durchbeißen. Gorky hatte auch ein Problem,
er konnte zwar am Stämmchen hochhüpfen und sich festhalten, aber hatte
dann keine Hand mehr frei um über die dünnen Ästchen zu den Trauben zu
laufen. Und wenn er es freihändig versuchte, dann wackelten die Ästchen
immer so, daß er herunterfiel oder das Ästchen brach ab und er fiel auch
herunter. Und so stritten sich Amalia und Gorky jedes Jahr zur Weinlese
von neuem.
Jeder wollte es schaffen vor dem anderen die Trauben zu probieren. In
diesem Jahr, es war gerade wieder die Zeit der Weinlese, stritten sich
Amalia und Gorky wieder, da kam ein Ohrenzwicker vorbei und hörte die
beiden streiten. Er blieb stehen und hörte den beiden eine Weile zu. Dann
ging er zu den beiden rüber und sagte: "Hallo ihr zwei, ich bin Otto,
ich habe eure Diskussion gehört und ich glaube ich habe die Lösung für
euer beider Problem, das auch meines ist. Ich möchte auch seit Jahren
die Trauben probieren, aber ihr seht ja, ich bin behindert, ich habe nur
noch drei Beine, damit komm ich nicht hoch zu den Trauben." Amalia
und Gorky stellten sich Otto vor und fragten nahezu gleichzeitig: "Was
hast du für eine Lösung?" Otto schlug den beiden vor, daß man sich
einfach zusammenraufe und sich gegenseitig helfe. Gorky und Amalia schwiegen
eine Weile vor sich hin. Schließlich sagte Amalia: "Nun gut, warum
auch nicht, alleine schaff ich es ja sowieso nicht." Auch Gorky stimmte
dem Versuch zu. Otto hatte auch schon eine Idee. "Du Amalia kletterst
nach oben auf das dünne Ästchen, das du schräg rechts über dir siehst
und ich setze mich auf Gorkys Rücken. Du Gorky, springst nach oben. Wenn
du oben bist springe ich von deinem Rücken zu Amalia rüber. Du Amalia
hältst mich fest, damit ich nicht abrutsche, du weißt ja, ich habe nur
drei Beine, da bin ich manchmal etwas ungeschickt. Ich laufe dann vor
bis zur Traube und knabbere sie mit meinen Zwickern ab so daß die Traube
nach unten fällt. Dort fängst du sie dann auf, Gorky."
So wie Otto es vorgeschlagen hatte, wurde es auch gemacht. Amalia lief
flugs nach oben und wartete dort, während Otto auf Gorkys Rücken kletterte,
Gorky sprang nach oben und Otto sprang zu Amalia, Amalia hielt ihn fest.
Dann krabbelte Otto zu der Traube und biß sie ab. Gorky fing unten erst
die Traube auf, und dann Amalia und Otto die hinterher sprangen. Als alle,
Amalia, Otto und die Traube wohlbehalten wieder Boden unter den Füßen
hatten, knabberte Otto mit seinen Zwickern die Traube in drei gleich große
Stücke. Und alle drei kauten zufrieden vor sich hin. Nach dem Festessen
schworen sich die drei, nie mehr wegen so was zu streiten und sich gegenseitig
zu helfen, wenn einer nicht alleine klarkam. Und sie verabredeten sich
für den nächsten Tag, bevor die großen Zweibeiner mit den Scheren kamen
um noch eine Traube zu naschen. Seither gab es zwischen Amalia und Gorky
nie mehr Streit und beide hatten einen neuen Freund gefunden.
Und die Moral von der Geschichte ... Gemeinsam ist man stärker
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