Über uns

ADS(H)

Forumsarchiv

Chat

RLS

Geschichten, Märchen

Lieder

Gästebuch

Was ist Neu?

 

| impressum | home | ads-familie | sitemap  

 

Das kleine Mädchen- Fortsetzung

Wie so oft ist es auch diesmal- Märchen haben selten ein festes Ende. Dies hat den Vorteil, dass man sie auch weiter schreiben kann :-) hier die Fortsetzung der Geschichte:

Es war nicht leicht für das Mädchen, überall lauerten Gefahren. Manchmal konnte sie vor ihnen weglaufen, aber dann kamen sie irgendwann auch wieder, irgendwann, wenn sie gar nicht mehr damit rechnete. Das war denn besonders schwer für sie.

Aber einigen der Gefahren stellte sie sich auch- eine ihre schwersten Aufgaben erwartete sie so ziemlich am Anfang. Eine Aufgabe, an der sie beinahe zerbrochen wäre, eine Aufgabe, die ihr geholfen hat, viele andere zu schaffen. Aber ich will von Anfang an erzählen.

Eines Tages, sie war gerade aufgewacht und überlegte sich, was sie denn zum Frühstück essen sollte, da wurde sie angesprochenen von einer leisen lieben Stimme. Die Stimme gehörte zu einem Vogel, der nett mit ihr plauderte. Das Mädchen erzählte ein wenig von sich und ihren Abenteuern und auch von der Fee. Der Vogel hörte interessiert zu und irgendwann Mittags verabschiedete er sich von dem Mädchen, nachdem er versprochen hatte mal wieder vorbei zu kommen.

Aber das Gespräch hatte ein Kobold mit angehört. Er hatte nicht alles verstanden, er konnte nicht alles verstehen, aber er meinte er müsste nun seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Und die waren leider alles andere als gut. Er hatte das Gefühl, dass das Mädchen den ganzen Wald zerstören wollte und DAS konnte er doch nicht zulassen. Also beschloss er das Mädchen aus dem Wald zu vertreiben. Das war gar nicht so einfach- er benutzte alle möglichen Tricks. Das Mädchen verletzte sich noch mehr, es hatte Angst, Wahnsinns Angst.

Aber sie gab nicht auf. Na ja- sie war kurz davor, aber immer wenn es soweit war, dann kam die Fee vorbei. Die Fee gab ihr immer wieder Kraft und Mut und sie kämpfte weiter. Sie kämpfte um IHR Leben. Sie kämpfte darum, dass sie bleiben durfte. Sie kämpfte darum, dass sie die anderen Wunden und Narben weiter bekämpfen konnte.

Es mag für den normalen Leser komisch klingen, aber es war so- sie kämpfte um die Chance ihre anderen Wunden zu bekämpfen und wusste doch ganz genau, dass das alles keine leichten Kämpfe werden würden. Sie wusste ganz genau, WIE schwer und schmerzhaft und hart es werden würde. Aber sie wusste auch, dass sie nicht alleine kämpfen brauchte. In diesem Wald war ihre Fee- in diesem Wald wollte sie bleiben. Ja, sie wollte bei der Fee bleiben- egal was sie dafür durchstehen müsste.

Der Kampf mit dem Kobold war hart- schmerzhaft- brachte sie fast ans Ende ihrer Kräfte, aber sie hat ihn gewonnen. Sie hat gegen den kleinen flinken Kobold gewonnen und konnte im Wald bleiben. Mehr noch, wieder war eine Narbe verschwunden, sogar eine riesengrosse, die vorher immer und immer wieder augegangen war. Jetzt verlor sie nicht mehr so schnell ihre Kraft. Dadurch konnte sie schneller mehr erreichen.

Nachdem sie den Kampf gewonnen hatte, bekam sie Besuch von der Fee. Na das war eine Freude. Die Fee konnte diesmal recht lange bei dem Mädchen bleiben. Aber das schönste war, sie zeigte dem Mädchen, dass sie bei dem Kampf gegen den Kobold nicht nur diese eine Narbe verloren hatte- nein- da waren auf einmal ganz viele weg. Viele von den Kleinen, aber auch ein paar grössere und einige waren dabei abzuheilen. Dem Mädchen ging es schon sehr viel besser und sie freute sich darüber.

Eines Tages, sie hatte schon fast vergessen, dass sie noch einige Aufgaben vor sich hatte, da bekam sie eine besonders schwere Aufgabe. Sie lief durch den Wald, doch plötzlich hörte sie ein jammern. Erst konnte sie es kaum wahrnehmen, aber es wurde lauter und lauter. Sie suchte nach der Ursache dieser Töne. Sie bekam Angst, die Stimme kam ihr so bekannt vor. Da war jemand in höchster Not, jemand den sie kannte.

Sie lief so schnell sie konnte, aber sie hatte immer das Gefühl, dass dieser jemand plötzlich wo ganz anders war. Manchmal war sie ganz nah dran, meinte schon sie müsste ihn sehen können und dann war die Stimme plötzlich wieder weit weit weg. Es war zum verzweifeln. Sie wollte helfen, sie wollte für denjenigen kämpfen- kämpfen, damit er nicht solche Schmerzen ertragen muss- aber sie kam einfach nicht nah genug ran.

Es dauerte lange. Tagelang lief sie durch den Wald. Manchmal vergass sie zu essen und zu trinken. Vor ihren eigenen Aufgaben lief sie weg- dazu hatte sie jetzt keine Zeit- sie hatte etwas weit aus wichtigeres zu tun. Dann endlich, endlich hatte sie es geschafft. Eines Nachts, es war schon stockdunkel, da kam sie ganz nah an die Stimme heran. Konnte jemanden spüren. Festhalten. Endlich war sie am Ziel- ohne zu wissen wie dieses Zeil aussah.

D.h. eigentlich wusste sie instinktiv schon dass es nicht einfach werden würde, eigentlich wusste sie schon, dass es viel ihrer Kraft kosten würde, und eigentlich wusste sie schon seit dem sie die Stimme zum ersten Mal gehört hatte, dass es die Stimme der Fee war.

Es tat ihr weh die Fee SO vor sich zu sehen. Sie war verletzt, schon lange Zeit, aber sie hatte das immer wieder gut versteckt. Das Mädchen hatte es schon oft gespürt, aber sie konnte es nie wirklich sehen. Es tat weh, es tat weh das Geschöpf, das sie am meisten liebte so leiden zu sehen. Die Wunden der Fee waren der ihrer ziemlich ähnlich, sie konnte die Schmerzen fast selber körperlich spüren.

Die Fee meinte, dass das Mädchen sie jetzt wohl nicht mehr mögen würde, hatte sie doch so viel von sich selber verschwiegen und versteckt. Das Mädchen war schon etwas erschreckt und ein wenig enttäuscht, aber sie erkannte, dass die Fee gar nicht anders handeln konnte- die Fee selber hatte noch gar nicht erkannt, das sie SO schwer verletzt war.

Nun lag sie da und wusste vor lauter Schmerzen nicht was sie machen sollte. Dem Mädchen war sofort klar, das sie ihr helfen würde. Sie beschloss eine Trage zu bauen und dann die Fee zu einem Arzt zu tragen. Allein das war eine schwierige Aufgabe. Immer wieder sagte die Fee, dass das nicht nötig sein, dass sie schon irgendwie klarkommen würde, dass das Mädchen mal erst ihre eigenen Wunden versorgen sollte.

Aber das Mädchen dachte gar nicht daran. Ohne die Fee konnte sie doch selber nicht weiterkämpfen, ohne die Fee würde sie sich gnadenlos verlaufen und ohne die Fee wäre sie ganz alleine.

Es war schon anstrengend, aber das war ihr ja von vornherein klar gewesen. Aber sie musste ja nicht nur die Fee tragen, sie musste ja auch noch dafür sorgen, dass sie etwas zu essen bekamen und hin und wieder musste sie auch einen ihrer eigenen Kämpfe kämpfen. Ausserdem versuchte Sie der Fee bei ihren Kämpfen zu helfen, sie musste auch immer wieder mit der Fee diskutieren, die doch meinte, dass sie es gar nicht wert sei, das das kleine Mädchen sich so viel Mühe gibt und somit kamen sie nur langsam vorwärts.

Manchmal war das kleine Mädchen einfach nur noch erschöpft, manchmal wusste sie einfach nicht weiter, manchmal hätte sie am liebsten aufgegeben. Aber sie kämpfte ja nicht nur für sich, sie kämpfte auch für das Liebste und Wertvollste auf der Welt was sie hatte.

Eines Tages war sie restlos erschöpft. Es war als wenn sie keinen Schritt weitergehen könnte. Sie liess sich auf den Boden plumpsen. Es ging einfach nicht mehr. Der Fee war die Erschöpfung aufgefallen. Sie hatte immer wieder gedrängt doch eine Pause zu machen. Aber das Mädchen wollte nicht, sie wollte so schnell wie möglich am Ziel sein, aber sie musste einsehen, dass es so nicht geht, dass sie SO das Ziel nicht erreichen würden.

Klar hatte das Mädchen auch zwischendurch immer mal ne Pause gemacht. Sich Zeit zum ausruhen genommen. Aber zwischendurch wurde sie dann immer von einer Unruhe gepackt, die sie weiter voran trieb. Die Pausen waren einfach nicht lang genug gewesen. Oder aber sie hatte die Pausen dazu genutzt um Feuerholz zu suchen oder etwas zu essen. Das war aber natürlich kein wirkliches ausruhen gewesen.

Aber da war ja noch etwas anderes was sie immer wieder antrieb. Etwas was ihr selber vor langer langer langer Zeit passiert war, was sie eigentlich gut nachvollziehen konnte, etwas sie trotzdem so sehr schmerzte, dass sie dachte, das sie den Schmerz nicht aushalten könnte. Wenn es der Fee ganz besonders schlecht ging, wenn sie die Schmerzen so gar nicht mehr aushalten konnte, dann versuchte sie ihn mit einem anderen Schmerz erträglicher zu machen, einen Schmerz den sie sich selber zufügte. Es half, dass wusste auch das Mädchen, aber es war dann auch wieder eine Wunde mehr da und jede Wunde schwächte die Fee.

In solchen Momenten war auch dem Mädchen wieder bewusst, WIE viele Wunden sie noch hatte, wie schmerzhaft ihre eigenen Wunden waren. Manchmal verzweifelte sie fast daran den Schmerz der Fee zu sehen, die neuen Wunden zu sehen. Dann kämpfte sie noch verbissener, noch härter. Bis sie nicht mehr konnte. Entweder war sie dann so müde, dass sie die Schmerzen nicht mehr fühlen konnte, oder aber sie war so verzweifelt, dass sie das machte, was ihr doch selber so weh tat. Das sie das machte, was auch der Fee wehtat. Wenn sie so müde war, dann konnte sie es einfach nicht verhindern, dann fügte sie sich selber auch wieder Wunden zu. Wunden die sie von dem Rest ablenkten.

Aber jetzt waren die beiden an einem Punkt angelangt, an dem es scheinbar keinen Ausweg mehr gab. Egal welchen Entschluss das Mädchen auch fassen würde, es war ein Entschluss, der ihr nicht wirklich weiter helfen würde.

Sie diskutierten oft darüber. Die Fee hatte schon mehrfach versucht das Mädchen dazu zu überreden alleine weiter zu gehen. Das Mädchen hatte auch schon oft darüber nachgedacht. Alleine würde sie viel schneller sein, alleine würde sie weniger Kraft brauchen. Sie könnte vorlaufen und Hilfe holen, denn zurücklassen würde sie die Fee niemals. Aber das Mädchen hatte Angst, Angst vor dem was alles passieren konnte.

Ihre Orientierung war nicht besonders gut. Was wäre wenn sie sich verlaufen würde, oder den Weg zurück nicht mehr finden würde? Wie sollte sie Hilfe suchen, wenn sie nicht wusste wie sie dort hin kommen kann? Wie sollte sie jemals den Ort wiederfinden, wo sie die Fee zurückgelassen hat? NEIN, dass war einfach keine Lösung für sie.

Eine andere Lösung wäre, dass sie einfach beide dort sitzen bleiben und aufgeben. Aber es war ihnen beiden klar, dass das das Ende für sie bedeuten würde. Das war für beide keine akzeptable Lösung.

Sie konnten auch gemeinsam weitergehen, wie bisher. Doch dann würde das Mädchen wohl irgendwann einfach umfallen. Oder sie könnten zusammen weitergehen, aber viel viel langsamer. Das Mädchen könnte viele Pausen machen, viel für sich tun, damit es wieder zu Kräften kommt. Der Weg würde wahrscheinlich sehr lange dauern, aber sie könnten ihn zusammen gehen. Das kleine Mädchen könnte machmal ein wenig vorlaufen und den besseren Weg aussuchen oder auch mal zum See laufen um zu baden.

Eigentlich war es der Weg, der beiden helfen würde. Aber das kleine Mädchen war sich nicht sicher. Sie wusste nicht ob sie es schaffen würde. Am liebsten würde sie so weitermachen wie bisher um möglichst schnell am Ziel zu sein. Aber sie wusste auch dass sie das nicht durchhalten würde. Aber was konnte in den Pausen nicht alles passieren? Was war, wenn gerade die Pausen die Punkte waren, die ihnen die Kraft raubt? Was ist, wenn sie vorläuft und in der Zwischenzeit die Fee ihre Schmerzen nicht mehr ertragen kann. Würde sie das aushalten können? Würde sie das ertragen können? Würde sie noch mehr Wunden verkraften können? Oder was wäre, wenn sie sich selber verletzten würde? Wenn sie selber nicht weitergehen könnte? Was wäre, wenn sie sich verlaufen würde?

Ohne Pausen ist es kaum zu schaffen, aber die Pausen sind auch die gefährlichsten Zeitpunkte.

Was also sollten sie machen? Wie sollte es weitergehen? Wozu würden sie sich entschliessen? Würden sie die Pausen, die sie stärken würden, wirklich überstehen, oder würden gerade diese Pausen der endgültige Stolperstrick sein?

03.12.2002  © Schlappy

zurück zur Geschichtenübersicht

 

   

   © 17.02.2007 by Schlappy und Gipsy•  ads-familie@gisu.de