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Das kleine Mädchen

Es war einmal ein kleines Mädchen, das war so schrecklich alleine. Keiner wollte mit ihm spielen, keiner sah es wirklich, alle schienen an ihm vorbeizulaufen ohne es wahrzunehmen. Aber es traut sich auch nicht die anderen anzusprechen und so war es immer nur allein. Es lernte damit umzugehen- es sprach eben mit sich selber und spielte eben auch alleine.

Eines Tages hatte es einen merkwürdigen Traum. Sie wachte in einem wunderschönen Wald auf. Die Vögel um sie herum sangen, die Sonne stand hoch am Himmel und die Zweige der Bäume schienen eine Lied nur für sie zu singen. Es war wunderschön und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl zu leben.

Sie sprang auf und lief freudestrahlend durch den Wald. Sie sang und tanzte mit dem milden Frühlingswind um die Wette und freute sich des Lebens. Dann sah sie einen kleinen Bach der in einen See mündete. Schnell faste sie den Entschluss baden zu gehen und entkleidete sich rasch. Dann sprang sie in den See. Es war herrlich und erfrischend.

Doch, was war das? Sie schaute an sich herunter. Ihr Körper war über und über mit Narben bedeckt. Manche Narben waren kaum noch zu sehen, manche waren gerade verheilt und manche schienen immer wieder aufzubrechen.

Das Mädchen stieg vorsichtig aus dem Wasser- sie wusste nicht, wo die Narben herkamen. Manche schmerzten so sehr. Andere merkte sie nur noch wenig. Sie legte sich in die Sonne und weinte bitterlich.

Da erschien eine Fee und sprach sie an. Ihre Stimme war so lieb und mitfühlend, so tröstend und so mütterlich. Das kleine Mädchen hatte keine Angst mehr. Sie wollte gerade die Fee fragen, ob sie wisse, was geschehen ist, da fing die Fee auch schon zu reden an.

„Kleines Mädchen, du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich will dir helfen. Aber du mir helfen- alleine kann ich dir deine Narben nicht wegnehmen. Jede Narbe, die du an deinem  Körper siehst, ist ein Zeichen dafür, dass dir jemand wehgetan hat. Die offenen Wunden schmerzen noch sehr, manche Narben gehen immer wieder auf- andere hast du schon fast vergessen, diese Wunden sind verheilt.“

„Aber was kann ich machen, damit auch die anderen Wunden verheilen- es tut so schrecklich weh- ich will sie nicht haben“

„ Du musst gegen sie kämpfen, solange, bis du sie besiegt hast. Die Narben, die schon verheilt sind, werden weiter verblassen, aber die offenen Wunden und die immer wieder aufgehenden Narben, da wirst du kämpfen müssen. Dir werden hier in diesem Wald Dinge begegnen, die schrecklich für dich sind- du musst gegen sie kämpfen, du musst deine Angst besiegen. Ich kann dir nur versprechen bei dir zu sein. Ich werde dich nicht alleine lassen, aber kämpfen wirst du selber müssen. Und jedes Mal, wenn du ein Wesen besiegt hast, wird sich auch eine Wunde schließen.“

Am liebsten wäre das Mädchen davon gelaufen. SIE, die doch so klein, so wehrlos war, sollte gegen gefährliche Monster und Wesen kämpfen- NEIN dass traute sie sich nicht. Aber bevor sie noch irgendetwas unternehmen konnte, war die Fee schon verschwunden und dunkle Wolken zogen auf.

In Minutenschnelle verdunkelte sich der Wald und ein riesiges Ungeheuer kam auf sie zu. Sie musste was unternehmen und zwar schnell. Aber was nur, was sollte sie machen. Sie könnte sich verkriechen unter einer Wurzel, da würde das Ungeheuer sie bestimmt nicht sehen. Aber das Risiko von dem Riesen einfach versehendlich zerquetscht zu werden war groß. Vor lauter Angst konnte sie kaum noch denken- sie vergaß das Versprechen, dass die Fee gegeben hatte, sie vergaß, dass sie nicht alleine war. Sie rannte... sie rannte um ihr Leben- aber bei jedem Schritt, den sie machte, schmerzten ihre Wunden immer mehr.

Sie wusste lange konnte sie das nicht mehr aushalten. Aber was sollte sie machen- das Ungeheuer kam immer näher. Sie konnte sich nirgends verstecken. Sie glaubte schon fast, der Schmerz würde sie umbringen, als ihr etwas einfiel. KÄMPFEN, hatte die Fee gesagt KÄMPF kleines MÄDCHEN KÄMPF!!!

Sie nahm allen Mut zusammen, schaute dem Riesen in die Augen und ging auf ihn zu. Wie oft hatte sie das Gefühl weiter wegrennen zu müssen, wie oft hätte sie am liebsten ihre Augen geschlossen, wie oft wollte sie einfach aufgeben- aber sie hielt durch- sie wusste nicht wie es weitergehen sollte, sie wusste nicht mehr, woher sie die Kraft nahm, sie wusste nur noch, dass sie nicht aufgeben durfte. Und irgendwie schaffte sie es immer weiter zu gehen.

Und das merkwürdige geschah- je näher sie dem Ungeheuer kam, um so kleiner schien es zu werden. Es war gar nicht so riesig, wie sie gedacht hatte. Als sie es endlich erreicht hatte, war es nicht größer als eine Ameise und sie musste über ihre so große Angst lachen. Sie hätte es einfach mit einem Schritt zerstampfen können, aber plötzlich tat es ihr Leid und sie wusste DIESES Geschöpf würde ihr nie wieder so große Angst einjagen können.

Plötzlich war auch die Fee wieder da. Das kleine Mädchen spürte es genau. Warum nur, hatte sie die Fee nicht spüren können, als sie sie so nötig gebraucht hatte- warum nur war sie beim Kampf gegen die Angst so allein gewesen?

„Kleines Mädchen, ich war die ganze Zeit da. Und ich habe dir die nötige Kraft gegeben um weiterkämpfen zu können. Aber den Kampf gegen das Ungeheuer- gegen die Angst in dir- den musst du eben selber kämpfen. Es war der erste Kampf, aber es war bestimmt noch nicht der schwerste. Schau dir deinen Körper an. Wie viele Wunden dort noch sind. Aber schau- diese Wunde- hier die kleine, oben am Arm- die hat sich bereits geschlossen. Genauso werden sich auch die anderen Wunden schließen, nach jedem Kampf, den du gewonnen hast.“

Das kleine Mädchen schaute sich ihren Körper an. Ja, eine klitzekleine Wunde oben am Arm hatte sich gerade geschlossen. Aber wie viele Wunden waren noch übrig, und viele der Wunden waren sehr viel größer. Was würde sie noch alles erleben, wie viel Angst würde sie noch aushalten müssen um den Kampf zu gewinnen.

Aber was für eine Wahl hatte sie schon? Sie konnte nur kämpfen oder sterben.

Also nahm sie den Kampf auf. Sie wusste nicht, was noch alles auf sie zukommen würde, sie wusste nur, dass es schwer werden würde, aber sie wusste auch, dass sie nicht mehr alleine war- wenn sie die Fee auch nicht immer sehen und spüren konnte, aber sie war da, sie gab ihr die nötige Kraft und sie half ihr auch manches mal ein kleines bisschen den richtigen Weg zu finden.

Und eines Tages wird auch das kleine Mädchen wieder einen Körper haben dem man die vielen Narben kaum noch ansieht.

21.01.2002  © Schlappy

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