Über uns

ADS(H)

Forumsarchiv

Chat

RLS

Geschichten, Märchen

Lieder

Gästebuch

Was ist Neu?

 

| impressum | home | ads-familie | sitemap  

 

Mara

Mara ist nichts besonderes... aber sie ist schon etwas ungewöhnlich, sie ist nur etwa so groß wie eine Ameise und wahrscheinlich hat sie deshalb noch nie ein Mensch gesehen.... aber es gibt sie... sie lebt mitten unter uns.

Aber es ist nicht leicht, wenn man so klein ist. Denn jeder kleine Ritz, jedes kleine Loch, ist für sie wie eine Schlucht oder wie ein tiefer Brunnen.

Einige dieser Löcher sind tief und kalt, manche sind dunkel und schlammig, nass und ekelig, manche sind nicht so tief, dann kommt sogar manchmal ein Sonnenstrahl hinein, aber im Großen und Ganzen sind die Löcher nicht besonders angenehm.

Aber irgendwie schienen diese Löcher Mara immer wieder anzuziehen. Ob sie vielleicht in "Lochanziehmagnet" in sich trug? Diese Frage stellte sie sich immer, wenn es wieder mal Plums gemacht hatte und sie sich in einem dieser Löcher wiederfand.

Aber Mara kannte es gar nicht anderes und so kämpfte sie sich immer wieder an die Oberfläche zurück. Manchmal fiel sie in ein besonders tiefes Loch. Dort war es dann kalt und dunkel. Dann dauerte es ziemlich lange, bis sie sich zurechtfand. Sie stieß oft gegen Ecken und Kanten, tat sich weh, hatte Angst, aber irgendwie fand sie immer etwas woraus sie sich eine Leiter bauen konnte oder sie fand Vorsprünge, an denen sie emporklettern konnte.

Dann kam sie immer ganz erschöpft oben an und musste sich ausruhen. Aber sobald sie ein paar Schritte gemacht hatte, machte es schon wieder Plums... es war zum verrückt werden... aber sie schaffte es einfach nicht an den Löchern und Schluchten vorbeizukommen.

Manchmal waren es auch nur ganz kleine Ritze, nicht besonders tief. Dann machte sie einen Riesensatz und sprang hinaus, oder sie kletterte ein wenig und war wieder oben. Aber auch wenn diese kleinen Löcher keine besonders großen Herausforderungen für sie waren, Kraft brauchte sie auch dafür

Vor einiger Zeit, es war kurz vor Weihnachten, fiel sie in eine besonders tiefe, dunkle, kalte und sumpfige Spalte. Sie war so erschöpft. Hatte sie sich nicht gerade erst aus so einem ähnlichen Loch rausgearbeitet?! Mara hatte keine Kraft mehr. Sie versuchte zu kämpfen, aber alle Mühe war umsonst. Sie schaffte es einfach nicht mehr. Nirgends fand sie etwas, woran sie sich festhalten konnte, nichts, woraus man eine Leiter bauen konnte. Sie war verzweifelt, ihr war kalt, es war so dunkel. Und dann war ihr alles nur noch egal. Sie wollte aufgeben, einfach nur noch schlafen. Ihr war klar, dass schlafen in diesem Sumpf nicht die beste Lösung war, aber sie schaffte es einfach nicht mehr.

Und genau in diesem Moment kam, wie von Geisterhand, ein Seil von oben herab. Es fiel ihr direkt vor die Füße. Sie brauchte nur zuzugreifen. Aber selbst dazu war sie zu schwach. Im allerletzten Moment entschloss sie sich doch das Seil zu nehmen. Sie hangelte sich empor. Es dauerte lange, es war anstrengend, doch zu guter Letzt hatte sie es geschafft. Sie war glücklich wieder die Sonne sehen zu können. In der Wärme ihrer goldenen Strahlen konnte sie sich aufwärmen und sie beschloss einfach dort liegen zu bleiben. Sie wollte sich nie mehr von dort wegzurühren. Denn dann konnte sie ja auch nicht mehr in ein Loch fallen.

Aber nachdem sie sich ausgeruht hatte, wurde es ihr dort zu langweilig. Immer nur an einem Fleck zu sitzen war auch nicht das richtige, also machte sie sich wieder auf den Weg. Doch es wurde nicht leichter. Immer und immer wieder fand sie sich in einem Loch oder ein einer Spalte wieder. Doch sie beschloss nicht mehr aufzugeben. Sie beschloss zu kämpfen egal was auch passierte. Und immer, wenn sie das Gefühl hatte, dass es nicht mehr weiter geht, dann kam von irgendwoher Hilfe. Mal war es ein Seil, mal warf ihr jemand Material für eine Leiter hinunter. Aber immer ging es irgendwie weiter.

Sie holte sich so manche Schramme, oftmals war sie zum umfallen müde, aber sie hatte ein Ziel vor Augen - sie wollte wieder in der Sonne liegen. Manchmal- ja manchmal, da konnte sie nicht mehr so recht daran glauben, dass sie ihr Ziel noch erreichen würde. Vor allem, wenn sie in einem Loch landete, dass sie schon kannte, in das sie schon öfters hineingeplumpst war. Dann war sie verzweifelt. Warum hatte sie es nicht geschafft auszuweichen? Warum hatte sie es nicht früh genug gesehen?

Eigentlich sollte man meinen, sie würde sich dann dort auskennen, dort alle Ecken und Kanten kennen, aber irgendwie konnte sie sich im Dunklem nicht zurechtfinden. Obwohl sie sich auskannte, stieß sie überall an. Manchmal musste sie große Schmerzen aushalten, manchmal war es nur ein kleiner blauer Fleck. Oft wusste sie nicht, wie es weitergehen würde, aber sie kämpfte weiter. Sie war froh, nicht ganz alleine zu sein, wenn sie auch ihre Freunde, die ihr immer wieder halfen, nicht sehen konnte. Aber sie wusste, dass sie da waren- schon so oft hatten sie ihr geholfen, wenn sie glaubte es würde nicht mehr weitergehen.

Eines Tages hatte sie das große Glück einen dieser Freunde kennen zu lernen. Mensch war das eine Freude. Sie feierten Tag und Nacht und fühlten sich so richtig gut. Sie konnten nicht immer zusammen bleiben, aber immer wieder fanden sie eine Möglichkeit sich zusehen.

Leider machte auch in dieser Zeit der "Lochanziehmagnet" keine Pause. Manchmal fanden sie sich dann zu zweit in einer dunklen Spalte wieder. Aber zu zweit war das kämpfen schon sehr viel leichter. Wenn einer der beiden nicht mehr konnte, dann stütze ihn der andere. Sie halfen sich wo sie konnten. Ja, so war es schon besser.

So vergingen die Tage und Wochen und noch oft fand Mara sich mit einem Plums im Dunkeln wieder. Würde sie es irgendwann schaffen den Löchern auszuweichen?

Noch immer versucht Mara den "Lochanziehmagneten" zu finden, damit sie ihn loswerden kann. Aber bis jetzt hat sie es noch nicht geschafft. Manchmal hatte sie das Gefühl, ihn endlich erwischt zu haben, aber bislang war es ihr einfach noch nicht gelungen. Aber sie wird weitersuchen. Ob sie ihn jemals findet?

Manchmal hat sie Angst, dass sie vergessen würde, wie die Sonne aussieht. Dass sie vergessen könnte was ihr Ziel ist. Manchmal hat sie einfach Angst davor, dass sie sich in einem der Löcher wohlfühlen könnte. Aber eigentlich weiß sie genau, dass sie es niemals schaffen wird eine Spalte so wohnlich zu gestalten, dass es dort genauso schön ist wie in der Sonne.

Sie weiß nicht, ob sie ihr Ziel wirklich einmal erreicht, aber sie weiß, dass sie nicht aufgeben darf. Irgendwann wird sie einen neuen Weg finden, einen der nicht so beschwerlich ist, einen, der nicht so viele und tiefe Löcher hat. Sie hat Freunde gefunden, die ihr helfen und schon allein das gibt ihr die Kraft weiter zu kämpfen.

03.04.2002 ©Schlappy

zurück zur Geschichtenübersicht

 

   

   © 17.02.2007 by Schlappy und Gipsy•  ads-familie@gisu.de