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Das Kamel mit der goldenen NaseDa
sitzt es, das kleine Kamel, das eigentlich gar nicht so besonders ist
- eigentlich nur ein kleines kuscheliges Stoffkamel. Schon etwas zerwuschelt
und zerknickt, aber eben nur ein Kamel. Aber ich will erst mal erzählen, wie es dazu kam, dass
Kannis, so heißt das Kamel nämlich, zu Madeleine und in ihr
Regal kam. Doch die anderen Stofftiere sahen es sofort und ärgerten
ihn andauernd. Kannis wurde immer ruhiger, er traute sich gar nicht mehr
den Mund aufzumachen, weil dann bestimmt sofort wieder alle über
seine Nase lachen würden. Und Kannis stand dort sehr lange. Er wollte ja auch gar nicht auffallen, er glaubte nicht daran, dass ihn jemand haben wollte. Doch eines Tages wurden die vorderen Stofftiere wurden zur Seite genommen und Kannis wurde recht unsanft heraus gezerrt. "Hier", sagte die Verkäuferin, "dieses Kamel kannst du dir für dein Geld kaufen. Es ist schon etwas staubig, deshalb ist es billiger!". Kannis war froh, sie hatte nicht gemerkt, dass er nicht normal war, sonst hätte sie ihn bestimmt nicht verkauft. Kannis wurde zur Kasse getragen und dann in eine Tüte
gestopft. " Ach, Miriam, du hast so viele schöne Stofftiere und da musst du dir so ein altes fleckiges Vieh kaufen?" Kannis wurde genauestens angeguckt und dann erst einmal in die Waschmaschine gestopft. Als er dann endlich sauber und trocken war, durfte er wieder zu Miriam. Die tröstete ihn schnell darüber hinweg, dass ihm jetzt ein kleines Stückchen vom Schwanz fehlte. Zwei Jahre lang durfte er mit Miriam kuscheln und spielen, aber dann bekam das Mädchen einen tollen Teddybären zu Weihnachten und Kannis wurde auf das Regal verbannt. Dort gefiel es ihm gar nicht. Er wurde wieder von allen anderen Spielsachen geärgert - alle bemäkelten seine goldene Nase. Komisch, warum hatten es die Stofftiere sofort gesehen, aber von den Menschen war es noch keinem aufgefallen, wie besonders er war. Eines Tages, Kannis bekam vor Schreck fast einen Herzinfarkt, wurde er aus dem Regal gezerrt und einem kleinen Jungen vor die Nase gehalten. "Hier, den kannst du haben", sagte Miriam, "mit dem spiele ich sowieso nicht mehr." Robin nahm Kannis und probierte erst einmal aus, ob die Ohren und der Schwanz noch fest saßen. Er zog so kräftig, dass Kannis schon dachte, er würde in der Mitte durch reißen. Von dem Tag an hatte Kannis nichts mehr zu lachen. Robin spielte mit ihm Fußball, er trat auf ihm herum, er schmiss ihn in die Ecke ... nein, das war eigentlich gar kein Leben mehr. Kannis sehnte sich nach den anderen Kuscheltieren zurück. Die hatten ihn zwar geärgert, aber ansonsten war es doch ein schönes Leben gewesen. Eines Tages trat Madeleine in sein Leben. Madeleine, sein Wunder und sein Glück. Sie nahm ihn einfach mit nach Hause, als Robin ihn auf dem Spielplatz mal wieder als Fußball missbrauchte. "Du armes kleines Kamel", sagte sie und zu Robin gewandt: "Sag mal, so geht man doch nicht mit seinen Sachen um. Hast du denn noch gar nicht gesehen, was für ein besonders schönes Kamel du hast?" Robin aber lachte nur: "Dann nimm es ruhig mit - es ist hässlich." Ja, Madeleine nahm Kannis mit und Madeleine hatte gesehen, dass er eine goldene Nase hatte. Aber sie hatte nicht darüber gelacht. Sie sagte, dass er etwas Besonderes sei. Kannis kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie wusch und trocknete ihn und immer, wenn sie Zeit hatte, nahm sie ihn aus dem Regal und nähte auf seine vielen kaputten Stellen einen Flicken. Das Nähen gefiel Kannis nicht so sehr, es tat weh, aber jeder Flicken ließ ihn wieder ein wenig mehr wie ein Kamel aussehen. Und deshalb blieb er ganz ruhig liegen, damit Madeleine ihn reparieren konnte. Wenn Kannis auf dem Regal sitzt und auf den nächsten Flicken wartet, dann malt er sich manchmal eine tolle Zukunft aus - eine Zukunft bei einem lieben kleinen Jungen oder einem lieben kleinen Mädchen. Denn eins hatte er bei Madeleine gelernt, wegen der goldenen Nase brauchte er sich nicht zu schämen - es war etwas besonderes - ER IST ETWAS BESONDERES!
21.01.2002 © Schlappy zurück zur Geschichtenübersicht
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17.02.2007
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