Über unsADS(H)ForumsarchivChatRLSGeschichten, MärchenLiederGästebuchWas ist Neu? |
|
|
| impressum | home | ads-familie | sitemap |
||
Neurobiologische Erkenntnisse helfen beim Umgang mit LRS:Das Gehirn lernt immerStellen Sie sich vor, Sie wollten einen Motor reparieren oder einfach
nur vernünftig Auto fahren. Dann wäre es gut, wenn Sie über
Motoren Bescheid Die wichtigste Einsicht der Gehirnforschung sei hier gleich als erste genannt: Das Gehirn lernt immer. Und es kann eines nicht: Nicht lernen! Wie der Flügel zum Fliegen, die Flosse zum Schwimmen, das Auge zum Sehen oder der Darm zum Verdauen, so ist das Gehirn zum Lernen entstanden, und kann daher gar nicht anders, als ständig lernen. Hierzu besitzt es eine ganze Reihe erstaunlicher und von der Gehirnforschung der vergangenen Jahre zunehmend aufgeklärter Strukturen, Prozesse und Mechanismen. Und mit diesen geht es uns nicht anders wie mit einem Motor oder einer Kuckucksuhr: Wenn man weiß, wie die Dinge funktionieren, kann man richtig mit ihnen umgehen (sie tun das, was sie sollen und gehen seltener kaputt) und man kann sie zudem besser reparieren, wenn sie einmal ihren Dienst aufgeben. Früher konnte man Lernvorgänge nur mit psychologischen Methoden erfassen und beschreiben. Heute wissen wir, dass sich das Gehirn mit jedem Lernvorgang ändert. Lernen heißt, dass Verbindungen zwischen Nervenzellen geknüpft werden, so dass aus flüchtigen Empfindungen stabile innere Repräsentationen äußerer Gegebenheiten werden. Unser Gehirn produziert durch die Erfahrung, die jeder Einzelne von uns macht, jeweils seine Version von Welt und Realität. Man bezeichnet diese Prozesse insgesamt mit dem Begriff der Neuroplastizität. Die Großhirnrinde (der Neokortex) besitzt eine ganz bestimmte innere Struktur und Funktionsweise, weswegen sie gar nicht anders kann, als Repräsentationen von sie erreichenden Eingangssignalen zu bilden. Damit ist gemeint, dass Neuronen des Kortex immer dann aktiviert werden, wenn ein ganz bestimmter Input an den Sinnesorganen registriert wird. Neuronen, die auf ähnlichen Input ansprechen, liegen nicht irgendwie verteilt in dem etwa einen viertel Quadratmeter ausgedehnten und fünf Millimeter dicken Geflecht aus etwa zwanzig Milliarden Neuronen. Im Kortex liegt vielmehr ein hohes Maß an Ordnung vor. Diese Ordnung ist das Ergebnis der Wechselwirkung bestimmter Struktur- und Funktionsprinzipien des Kortex einerseits und der Lebenserfahr ung des Individuums andererseits. Es gehört zu den bedeutendsten Leistungen der Neurobiologie der vergangenen 15 Jahre, dass man einige der Prinzipien, die hier am Werke sind, begonnen hat zu verstehen. Landkarte im GehirnRepräsentationen sind im Kortex landkartenförmig strukturiert. Damit ist gemeint, dass sie in ganz bestimmter Weise geordnet sind:
Diese Ordnungsprinzipien kortikaler Repräsentationen Ähnlichkeit und Häufigkeit sind von sehr allgemeiner Natur. Durch Computersimulationen lässt sich zeigen, dass solche Karten ganz von allein dadurch entstehen, das neuronale Netzwerke bestimmten Typs Muster verarbeiten. Wichtig ist, dass diese Netzwerke ganz einfach gebaut sind und nur auf drei Funktionsprinzipien beruhen:
Sobald man diese drei Prinzipien, von denen man weiß, dass sie
in der Gehirnrinde implementiert sind, in ein Modell hineinsteckt und
dieses Netzwerk dann mit irgendwelchem strukturierten Input füttert,
entstehen Karten des Input, das bedeutet, aus flüchtigen Aktivitätsmustern
(Input) werden neuronale Repräsentationen dieser Muster (in Form
unterschiedlich starker Synapsen an Neuronen der Output-Schicht des Netzwerks). Veränderungen durch ÜbungZu den eindruckvollsten Demonstrationen von kortikaler Neuroplastizität beim Menschen gehören die Befunde, dass beim Erlernen der Blindenschrift das den rechten Zeigefinger im linken somatosensorischen Kortex repräsentierende Areal messbar größer wird, sowie der Befund, dass Gitarren- und Geigenspieler, die mit den Fingern der linken Hand besonders feinsensorisch diskriminieren müssen, im rechten somatosensorischen Kortex mehr Platz für eben diese Finger aufweisen. Weiterhin wurde nachgewiesen, dass die akustische Landkarte bei Musikern größer ist als bei Nichtmusikern und Trompeter mehr Platz für Trompetentöne haben, Geiger dagegen mehr Platz für Geigentöne. Selektives LernenEin wichtiger Gesichtspunkt ist in diesem Zusammenhang, dass Menschen
unterschiedlich lernen also entsprechend ihren Vorerfahrungen andere
Aspekte der Umgebung für wichtig halten und diese besser verarbeiten.
Da das Ausmaß des Lernens von der Wichtigkeit des Inputs abhängt,
ist dies nicht zu unterschätzen. Zudem ist die Lernrate altersabhängig:
Ältere Menschen lernen langsamer als jüngere. Sie brauchen auch
nicht so schnell zu lernen, denn Im Hinblick auf die Fähigkeit des Lesens und Lesenlernens ist zunächst Folgendes von Bedeutung: Das menschliche Gehirn ist nicht zum Lesen gebaut. Es entstand lange Zeit vor der Erfindung der Schrift und aufgrund von Lebensbedingungen, die mit den heutigen wenig gemeinsam haben. Eines zeichnete diese Lebensbedingungen ganz gewiss nicht aus: Schrift auf Schritt und Tritt. Wer liest, der missbraucht also zunächst einmal seinen Wahrnehmungsapparat für eine nicht artgerechte Tätigkeit, etwa wie ein Fliesenleger seine Knie missbraucht, um in Bädern herumzukriechen oder wie ein Te nnisspieler, der seinem Ellenbogen das Aufnehmen von mehr Kräften zumutet, als dieser verkraften kann. Noch einmal anders ausgedrückt: Das Gehirn verhält sich zum Lesen wie ein Traktor zu einem Formel-1-Rennwagen, für dessen Tuning man kurz vor dem Rennen zwei Stunden Zeit bekommt. Lesen wird uns nicht in die Wiege gelegtDass das Lesen bei den meisten Menschen so reibungslos klappt, ist das Resultat Tausender Stunden Übung und zeigt einmal mehr, wie flexibel das menschliche Gehirn ist. Es kann Tätigkeiten lernen, die ihm nicht in die Wiege gelegt sind. Lesen ist ein Spezialfall der visuellen Wahrnehmung. Es ist gelernt und kulturell geprägt, gleichzeitig jedoch so elementar, dass wir gar nicht anders können als ein Wort zu lesen, wenn wir es betrachten. Anders gesagt: Wer Lesen gelernt hat, der kann eines nicht mehr: ein Wort betrachten und es nicht lesen! Wer täglich etwa zehn Seiten liest, hat in zehn Jahren etwa einhundert
Millionen Erst seitdem es Schrift gibt, muss das Sehen mit dem Sprechen verbunden
werden, um den Prozess des Lesens besonders beim lauten Vorlesen
rasch und mühelos zu gewährleisten. Wie geschieht nun
diese Umformung von Grafik in Symbolik, von Buchstaben in Bedeutungen,
von geschriebenen Wärtern in gesprochene Laute? Wie genau ist das
Sprachverstehen dem Wahrnehmen aufgepfropft, um das rasche Aufnehmen sprachlicher
Information über den zunächst hierfür nicht konstruierten
Kanal zu gewährleisten? Akustisches SprachverständnisBetrachten wir hierzu ein Beispiel: Fünf bis acht Prozent aller
Kinder leiden nach Manfred Spitzer
|
||
©
17.02.2007
by Schlappy und Gipsy ads-familie@gisu.de |