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Die soziale und seelische Entwicklung Hochbegabter

Frau Dip.-Psych. Andrea Brackmann

In ihrem Vortrag weist Frau Brackmann darauf hin, dass sie sich mit ADS nicht so gut auskennt da es nicht ihr Fachgebiet ist. Sie hofft aber, dass ihr Vortrag über Hochbegabte auch auf Interesse stoßen wird, da es möglichst nah am Thema des ausgefallenen Vortrags bleibt. Obwohl sie sehr kurzfristig eingesprungen ist, hat sie versucht, auch zum Thema Hochbegabung und ADS einiges an Informationen zusammen zu stellen.

ADS und Hochbegabung

in der Literatur gibt es Hinweise über Übereinstimmungen und Überschneidungen bei Hochbegabten und ADSlern. Dazu gehören z. B.

  • motorische Unruhe
  • hohes kreatives Potenzial
  • hohe Reizempfindlichkeit
  • vielseitige Interessen
  • starke Emotionen
  • leicht ablenkbar
  • Konzentrationsprobleme
Nach Frau Dr. Brackmanns Kenntnisstand gibt es keine systematische Studie, die zeigt, dass ADS bei Hochbegabung gehäuft auftritt, oder umgekehrt, dass ADSler überdurchschnittlich oft hochbegabt sind. Dies deckt sich auch mit ihrer Erfahrung in der Praxis, in der sie schon über 1000 Kinder behandelt hat und bislang weniger als 10 Kinder sowohl ADS hatten als auch hochbegabt waren. Weniger als 4 % der ADSler sind auch hochbegabt.

Wichtig ist allerdings:
  1. ADSler sind oft überdurchschnittlich intelligent. Ein IQ zwischen 110 und 120 ist sehr häufig. Hochbegabte liegen mit einem Wert über 130 allerdings erheblich höher.
  2. Unterforderte Hochbegabte werden oft fälschlicherweise als hyperaktiv bzw. als ADSler eingestuft und diagnostiziert, da Hochbegabung bei Unterforderung Symptome von ADS aufweist.
Die Unterscheidung der Symptome von ADS und von Hochbegabung ist manchmal sehr schwierig. Frau Dr. Brackmann empfiehlt, am besten zwei Spezialisten hinzuzuziehen, für jedes Fachgebiet einen. Dabei ist auf jeden Fall eine sorgfältige Anamnese und Testdiagnostik wichtig.

Bei den wenigen Fällen in ihrer Praxis von Hochbegabten mit ADS, hatten diese in der Regel einen längeren Leidensweg hinter sich.

Im Vorfeld oder der Testsituation kann man schon unterscheiden in welche Richtung es eher geht, und zwar bei folgenden Bedingungen:
  • Kann sich bei interessanten Aufgaben konzentrieren
  • Kann sich in ruhiger und ablenkungsarmer Umgebung konzentrieren
  • Wie groß ist die Aufmerksamkeit, wenn diese konstant und ausreichend gefordert wird?
Wenn sich ein Kind trotz dieser Bedingungen nicht konzentrieren kann, sollte abgeklärt werden, ob ein ADS vorliegt. Wenn sich Kinder in solchen Situationen doch konzentrieren können, ist die Ursache eher nicht ADS.

Auch der IQ-Test selbst kann Hinweise auf ADS geben:
  • wenn sich der Patient in der Untersuchungssituation nur schwer konzentrieren kann
  • wenn im Profil sichtbar wird, dass bei den stark konzentrationsabhängigen Aufgaben eher schlecht abgeschnitten wird.
In diesen Fällen gehen die Ursachen von Konzentrationsproblemen eher in Richtung ADS.

Frau Dr. Brackmanns Themenschwerpunkt in der Praxis und Theorie ist die seelische und soziale Entwicklung von Hochbegabten.

Auch wenn sie dafür in der Fachwelt manchmal kritisiert wird, hat sie den Ehrgeiz, komplizierte Sachverhalte einfach und trotzdem sachlich fundiert darzustellen.

Studien aus neuerer Zeit zeigen, dass 80 % aller Hochbegabten ihre Schullaufbahn ohne Probleme meistern. In der Praxis gewinnt sie allerdings einen etwas anderen Eindruck. Sie vermutet, dass es z. T. auch daran liegt, dass stark problembelastete Kinder bei Hochbegabungsstudien oft ausgelassen werden, weil bei den den schnellen Vergleichstest schlecht abschneiden und somit durch das Netz fallen.

Hochbegabte sind grundsätzlich genauso unterschiedlich und genauso individuell wie alle anderen Kinder auch.

Sie sind keine Brillenträger oder Jugend-Forscht-Gewinner und werden von den Eltern auch nicht "vorgeführt".

Außer ihrer Intelligenz und Individualität gibt es Gemeinsamkeiten was die sozialen und seelischen Entwicklung anbelangt.

Frau Dr. Brackmann beschreibt beschreibt verschiedene Hochbegabtentypen beispielhaft an (nicht realen) Kindern, die die typischen Merkmale ihres Typs in sich vereinen.

Der sensible Träumer, sie nennt ihn Alioscha.
  • Er ist ruhig, zurückhaltend und nachdenklich.
  • Er wirkt ernsthaft
  • Er drückt sich gewählt aus.
  • Alioscha ist unsicher.
  • Er denkt lange nach, um dann doch lieber nichts als etwas Falsches zu sagen
  • Er wird schnell rot oder fängt an zu stottern.
  • Bei neuem tritt er als Beobachter der Situation auf, vor allem, wenn es in dieser Situation wild und laut zugeht
  • Alioscha ist ein guter Beobachter.
  • Es fehlt ihm an Selbstvertrauen.
  • Er reagiert sehr intensiv auf Ungerechtigkeiten oder spannende Filme.
  • Er nimmt sich vieles zu Herzen und ist sensibel, auch bei Dingen, die andere oft als nicht so schlimm empfinden.
  • Bei tragischen Helden haben Hochbegabte wie Alioscha oft zu viel Mitgefühl.
  • Er hat mit 3 oder 4 Jahren schon über Dinge nachgedacht wie den Tod oder den lieben Gott.
  • Er beschäftigt sich schon früh mit sozialen Fragen und Ungerechtigkeiten.
  • Alioscha hat ein feines Gefühl für die Stimmung der Eltern.
  • Er verfügt über ein hohes soziales Einfühlungsvermögen.

Den zweiten Typ nennt Frau Dr. Brackmann Daniel Düsentrieb.
  • Daniel ist 8 Jahre alt.
  • Er ist lebhaft.
  • Er hat tausend Interessen.
  • Daniel fragt dauernd und ist sehr diskutierfreudig.
  • Keine Regel wird akzeptiert.
  • Er tut sich schwer mit Autoritätspersonen, allerdings klappt ist, wenn diese ihn respektieren und klare Grenzen vermitteln können.
  • Er ist begeisterungsfähig.
  • Gleichzeitig mangelt es ihm an Ausdauer.
  • Ganz typisch für ihn ist, dass er schnell aufgibt oder mit Wutanfällen reagiert, wenn er etwas nicht sofort perfekt beherrscht.
  • Frei nach dem Motto: "Entweder perfekt oder gar nicht!" und "entweder gleich oder nie!"
  • Kinder wie Daniel haben oft großes soziales Geschick.
  • Daniel übernimmt gerne die Führung und möchte die Regeln bestimmen.
  • Er zeigt gute Leistungen in Mathe, Sport und Sachunterricht.
  • Leistung und Konzentration fallen ihm schwer.
Anhand einer Grafik der Gauss'schen Glocke erläutert Frau Dr. Brackmann noch mal die Bereiche der Intelligenzverteilung und weist noch mal darauf hin, dass sich ADSler häufig in dem überdurchschnittlichen Bereich bewegen.

Die IQ-Tests selbst sind ein großes und umstrittenes Thema, auf dass sie nicht genauer eingeht, da dies den Rahmen sprengen würde. Die IQ-Tests sind nicht ideal, aber zur Zeit das beste Instrument, um geistige Fähigkeiten einordnen und vergleichen zu können.

Deshalb ist eine ausführliche Anamnese wichtig. Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Verhaltensbeobachtung. Als drittes kommen dann die Testergebnisse hinzu. Bei einem übereinstimmenden Bild in allen drei Bereichen ist dann eine einigermaßen gesicherte Diagnose einer Hochbegabung möglich.

Viele Faktoren können die Testergebnisse nach unten verfälschen. Deshalb muss darauf geachtet werden, ob das Kind tatsächlich seine Leistungen ausschöpfen kann oder z. B. Teilleistungsschwächen oder ähnliches vorliegen.

Hochbegabung ist keine Bewertung.
  • Hochbegabte sind nicht besser.
  • Hochbegabte haben auch Macken.
  • Hochbegabte können auch nervig sein.
  • Auch Hochbegabten kann es an Kompetenzen mangeln.
Der Begriff "Hochbegabung" ist nicht wertend.
Statt von einem extrem hohen IQ kann man auch einfach sagen:
Hochbegabte denken mehr.

Das ist aber nicht immer von Vorteil, sondern kann auch Nachteile haben.
Es fällt oft auf, dass sie nicht nur mehr denken, sondern auch mehr fühlen und mehr wahrnehmen als die Mehrheit der anderen Kinder.

Hochbegabung bedeutet mehr von allem
  • Denken
    • Bei einer leichten Rechenaufgabe versuchen sie erst, den optimalsten Lösungsweg zu finden.
    • In dieser Zeit ist sein Nachbar nach Schema F schon lange zu Lösung gekommen.
    • Viele Hochbegabte halten sich für besonders dumm.
    • Sie scheitern an einfach Aufgaben und versuchen schwierige deshalb erst gar nicht.
       
  • Fühlen
    • Hochbegabte neigen zu intensiven Gefühlen
    • Daniel hat heftige Wutanfälle
    • Vorfreude wird sehr intensiv oft über Tage empfunden
    • Die Fähigkeit zu genießen oder Spaß zu haben ist sehr ausgeprägt.
    • Hochbegabte Jugendliche und Erwachsene können sich so heftig freuen, dass sie sich "überflutet" fühlen und es ihnen sogar Angst macht.
       
  • Wahrnehmen
    • Geräuschempfindlichkeit
    • Feines Gehör bis hin zum absoluten Gehör
    • Hohe Lärmempfindlichkeit
    • Taktile Überempfindlichkeit z. B. bei Kleidung.
    • Hochbegabte meiden oft Rempelspiele, weil die taktilen Reize sie überfordern.
Das zu komplizierte Denken wird anhand einer Zeichnung dargestellt, die Einstein beim Verfassen einer Gebrauchsanweisung zum Einschrauben einer Glühbirne zeigt und in Gedankenblasen alle möglichen Informationen und Formeln zeigt, die irgend etwas mit Glühbirnen zu tun haben.

Eine hohe Zerstreutheit kann auch eine hohe Konzentration auf die Dinge bedeuten, die einem wichtig sind. Hochbegabte haben Probleme mit einfachen Aufgaben und verlieren schnell den Anschluss.

Man staunt mit welch tiefgründige Fragen sich schon kleine Kinder beschäftigen und inzwischen gibt es Bücher, in denen sich Universitäten diesen Fragen angenommen haben.


Positive und negative Auswirkungen des "Mehr-Denkens"
  • minus
    • Widerstand gegen Alltagsroutine
    • "Kopf in den Wolken"
    • zu kompliziert denken
    • Perfektionismus
    • Ungeduld und Langeweile
    • Vorauseilendes Denken
    • Schwierigkeiten bei einfachen Aufgaben
       
  • plus
    • weitreichende Überlegungen
    • finden neue Lösungswege und Ideen
    • Flexibilität im Denken
    • hohe Auffassungsgabe
    • Vielfältige Lösungswege
    • erfassen komplexe Zusammenhänge
Hochbegabte beobachten viel. Hochbegabte Kleinkinder schauen zu und erst wenn sie sich sicher fühlen, setzen sie es um.
Hochbegabte sprechen keine Babysprache.
Sie sprechen oft spät, aber dann häufig gleich richtig.
Das ist auch bei anderen Dingen zu beobachten wie z. B. Fahrrad fahren oder Schwimmen. Wenn ihre Motorik ausgereift genug ist und sie die Theorie begriffen haben, machen sie es einfach.

Andererseits fällt ein zu langes Nachdenken über für und wider von Sachverhalten.
Ein weiter Horizont bedeutet ein hoher Maßstab, weil einem bewusst ist, was man alles nicht kann.
Das führt oft zum Scheitern, weil man seinen eigenen Ansprüchen nicht genügen kann.

Lästige Alltagsaufgaben werden gemieden oder oft nicht so erlernt wie gewünscht.
Die Kinder beschäftigen sich lieber mit komplizierten Dingen.

Typisches Beispiel:

Vanessa kommt aus der Schule. Sie ist 7 Jahre alt. Sie ist an einer vermeintlich einfachen Aufgabe gescheitert. Die Lehrerin hatte den Kindern Tiergeräusche vorgespielt und sie sollten erkennen um welches Tier es sich handelt. Das erste Geräusch war ein Summen. Während Vanessa sich überlegte, was das alles sein könnte (Biene, Wespe, Fliege, Hummel usw.) hatten die anderen Kinder bereits die Fliege als Lösung identifiziert. Als nächstes kam ein Löwengebrüll und die anderen Kinder hatten die Lösung schon, als Vanessa noch darüber nachdachte, welche Tiere alles so ein Geräusch von sich geben.

Es ist gut nachvollziehbar, dass Kinder nach solchen Erlebnissen an sich und ihren Fähigkeiten zweifeln.

Die Verunsicherung kann zu einer Abwärtsspirale führen.
Sie erbringen keine Leistung und haben keine Selbstwertgefühl
Es entsteht oft Schulangst.
Das kann so weit gehen, dass sie die Leistung gänzlich verweigern und dann in der Psychiatrie oder auf einer Sonderschule landen. (oft mit der Diagnose Lernbehinderung)

Die Kinder können nicht sehen, dass ihre Problem durch "zuviel Denken" verursacht werden.

Perfektionismus kann z. B. dazu führen, dass junge Kinder sich bei der Einschuluntersuchung weigern zu malen, weil ihre motorischen Fähigkeiten nicht ausreichen. Sie wollen perfekt sein, denken "zu langsam" und lassen die Aufgabe lieber bleiben, weil sie es nicht perfekt können.
In einem solchen Fall lautet die "Diagnose" meist "schulunreif"

Positive und negative Auswirkungen des "Mehr-Fühlens"
  • plus
    • reiches Innenleben, starke Emotionen
    • hohe Empfindungsfähigkeit
    • starker Gerechtigkeitssinn
    • hohes Einfühlungsvermögen und Mitgefühl
    • kreative, künstlerische Potenziale
       
  • minus
    • Überempfindlichkeit
    • Gefühlsausbrüche
    • Stimmungsschwankungen
    • "Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt"
    • nimmt sich vieles zu Herzen
    • verarbeitet Misserfolge nur schwer
Positive und negative Auswirkungen des "Mehr-Wahrnehmens"
  • minus
    • Reizüberflutung z. B. Schulhof, Fasching, Kindergeburtstag
    • Vermeiden von Körperkontakt, Sport, Rempeleien und Raufereien
    • Ablenkbarkeit, weil sie zu viel auffassen
    • Lärmempfindlichkeit
       
  • plus
    • Gute Wahrnehmung von Details
    • Fingerspitzengefühl
    • Gutes sehen: Kunst, Technik etc.
    • Gutes Gehör, hohe Musikalität
    • feinfühlige Sinnesorgane
    • hohe Auffassungsgabe
Frau Brackmann bringt als Beispiel für hohe Lichtempfindlichkeit den Maler van Gogh an, von dem gesagt wird, dass für ihn die intensiven Farben in der Morgensonne so stark waren, dass er sogar ohnmächtig wurde. Genau diese hohe Empfindsamkeit bedingten seine Genialität.

Mögliche Probleme

  • Am Beispiel von Kindern wie Alioscha, der lieber alleine als in großen Gruppen ist.

    Die Eltern sorgen sich oft, dass ihr Kind ein Einzelgänger werden können und stecken es z. B. in einen Fußballverein, damit es lernt sich zu behaupten und teamfähig wird. So etwas geht meistens schief, weil es sich von den vielen Reizen überfordert fühlt. Es reagiert verunsichert, fühlt sich noch unzulänglicher und zieht sich zurück.

    Frau Brackmann sagt, dass ein Kind sich nicht immer Einfügung und der Umgebung anpassen muss, sondern man eine Umgebung für das Kind finden sollte, in die es passt.
    Beim obigen Beispiel wäre das eine reizarme Sportart, z. B. eine Zweiersportart, in der das Kind seine Fähigkeiten eher entfalten kann. Dann kann es auch Erfolgserlebnisse verbuchen und dies verhilft zu einer besseren Entwicklung seiner sozialen Kompetenzen.
    Wenn ein Kind vom Typ wie Alioscha sich weigert, sollte man dann vielleicht über einen Schachclub oder ähnliches nachdenken, denn das würde seiner Lebensart gerechter.
     
  • Am Beispiel von Kindern wie Daniel "Düsentrieb"

    Hyperaktive Kinder schaffen es nicht, sich länger als 10 Minuten am Geschehen zu halten. Daher sollte man die Aufgaben in 10-Minuten-Einheiten einteilen: 10 Minuten Arbeit -> 10 Minuten Toben.
    Am Anfang war ihm dies nicht geheuer, aber es fiel ihm leichter, sich wieder an die Aufgaben zu setzen.
    Er sollte also Tobepausen bei den Hausaufgaben bekommen. Auch eine Werkecke in seinem Zimmer kann hilfreich sein.

    Generell kann gesagt werden, dass man immer in Richtung erwünschtem Verhalten loben soll, anstatt das unerwünschte Verhalten zu tadeln.

Hochbegabte sind bekannt für die Fragen, die sie stellen, mit denen sie ihre Eltern "verfolgen". Dies geschieht vorwiegend abends, meistens ziemlich spät. Das führt dann zu den bekannten "Bettkantengesprächen". Sie stellen Fragen, bei denen die Eltern oft an ihre Grenzen stoßen.

Entgegen der landläufigen Vorurteile ist es nicht so, dass Eltern über hochbegabte Kinder glücklich sind. Sie hätten oft lieber ein ganz normales Kind gehabt. Es ist wichtig den Eltern zu vermitteln, dass ein hochbegabtes Kind nicht zwangsläufig ein Problemkind wird. Je selbstverständlicher mit der Hochbegabung umgegangen wird desto besser. Die Hochbegabung sollte nicht versteckt werden oder Fragen gebremst werden.

Sollen Kinder aus Angst vor Langeweile in der Schule oder dem sich Abheben von Gleichaltrigen gebremst werden?
Der Wissensdurst ist nicht zu begrenzen, und wenn man dies versucht, suchen sie sich andere Möglichkeiten um das gewünschte zu lernen. Die Erfahrung zeigt, dass es nichts bringt sie zu bremsen. Es führt höchstens dazu, dass die Kinder ihre Fähigkeiten verheimlichen um "normal" zu sein, wenn sie das Gefühl haben, dass es zum Beispiel nicht erwünscht ist, dass sie so früh lesen und schreiben lernen.

Oft gibt es endlose Diskussionen um jede Kleinigkeit z. B. beim Socken anziehen.
Socken scheinen sowieso eine besondere Rolle zu spielen, da sind hochbegabte Kinder oft sehr empfindlich und wählerisch. Frau Brackmann erwähnt auch, dass sie einige Hochbegabte kennt, die überhaupt keine Socken tragen.

Frau Brackmann hat die Erfahrung gemacht, dass mehr Respekt und mehr Zugang erreicht, wenn man nicht auf Autorität besteht. Hochbegabte Jugendliche sind sehr kritisch, sehr gescheit und provozieren. Sie versuchen "auf Augenhöhe" Lösungen zu finden.

Frau Brackmann zeigt ein Bild, dass das Gedankenchaos, die Vielzahl von Gedanken bei einfachen Aufgaben darstellt. Dadurch entstehen Selbstzweifel, oft entwickeln sich Prüfungsängste und Denkblockaden.

Sozialer Bereich

Hochbegabte können ihre sozialen Fähigkeiten am besten entfalten, wenn sich eine Person auf gleicher Wellenlänge befindet. Hochbegabte haben mit Gleichaltrigen oft Schwierigkeiten, während sie bei älteren oder anderen Hochbegabten oder Erwachsenen oft eine hohe soziale Kompetenz zeigen. Wenn sich das Kind "anders" fühlt als alle anderen, hat eine andere Person auf gleicher Wellenlänge eine stabilisierende Wirkung.

Es gibt mittlerweile eine Reihe von Vereinen usw. wo sie oft besser die Möglichkeit haben, solche Menschen kennen zu lernen.

Als weiteres Beispiel gibt Frau Brackmann
Sarah, die rebellische

Sarah befindet sich in der Pubertät, die verfrüht eingesetzt hat, so wie das bei Hochbegabten häufig der Fall ist. Die Entwicklungsbeschleunigung beschränkt sich oft nicht nur auf den geistigen Bereich, sondern erstreckt sich häufig über den geistigen, emotionalen und körperlichen Bereich.

  • Sarah interessiert sich für Literatur, Kunst, Philosophie, Gedichte, Theaterstücke und Essays.
  • Bei den Mitschülern und Lehrern ist sie unbeliebt.
  • Nur beim Lateinlehrer ist sie beliebt und liefert sich mit ihm des öfteren einen kleinen philosophischen Schlagabtausch.
  • Sie weist auf Widersprüche hin und findet Schwachpunkte.
  • Sie hat ständig Verbesserungsvorschläge was den Unterricht angeht, Ihre Mitschüler reagieren genervt und irritiert.
  • Ihre Aufsätze sprengen das Thema, sie verfehlt das Thema, schreibt zu ausufernd und die Zeit reicht ihr nicht um ihn zu Ende zu führen.
  • Sarah schreibt schlechte Zensuren.
  • Sie fällt durch rhetorisches und psychologisches Geschick bei Auseinandersetzungen auf. Viele Erwachsene fühlen sich Sarah nicht gewachsen und reagieren mit noch mehr Autorität, was wieder noch mehr Opposition ihrerseits verursacht. Die ganze Situation eskaliert und Sarah hat das Gefühl, dass sie keiner versteht.
  • Das äußert sich dann in dramatischen Szenen mit Gefühlsausbrüchen und Türenknallen.
  • Innerlich ist Sarah sehr verunsichert und sehr und sensibel und fühlt sich isoliert.
  • Sie fühlt sich "anders" bzw. "falsch anders" und hat das Gefühl mit ihr stimmt etwas nicht.
  • Das führt zu Resignation und Depressionen.


Bei Typen wie Sarah besteht die Gefahr, dass sie sich in Drogen flüchten.
Es gibt offenbar eine Häufung des Cannabiskonsums bei Hochbegabten.

Sarah braucht Erwachsene, die ihre Fähigkeiten erkenn, sie gleichberechtigt ernst nehmen, die ihren Entwicklungsvorsprung akzeptieren. Eine Möglichkeit ist außerschulische Förderung. Wichtig ist es für sie zu lernen ihre Begabungen zu erkennen und umzusetzen.

Jugendlich wie Sarah zwingen einen oft seinen eigenen Standpunkt immer wieder neu zu überdenken. Auf diese Weise kann eine Vertrauensbasis geschaffen werden.

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10.07.2005

 

   

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