Dipl. Psych. Dipl. Heilpäd. Cordula Neuhaus
Die Chaosprinzessin ADHS bei Frauen
Frau C. Neuhaus findet die Bezeichnung "hypoaktivität"
nicht richtig - es ist nur andere Art der Aktivität- und nennt
deshalb die Menschen mit ADS (ohne Hyperaktivität) nur "Träumerchen".
Die typische "Chaosprinzessin" ist ein "Träumerchen"-
sie hat oft schon eine ganz typische Haltung und Mimik
Die "Träumerchen"
- schmusen meist gerne, auch als Kleine
- können sehr aufgedreht sein- ab und zu
- reden oft auch "typisch"
- haben oft rezidivierende(wiederkehrende) Infekte der oberen Luftwege
(oft die Folge davon= Fehlhörigkeit)
- werden oft erst spät Nachts trocken
- haben Umstellungsprobleme/ Umorientierungsprobleme
- reagieren auf unerwartete Ansprache nicht, zu spät oder falsch
- haben Probleme sofort flüssig auf Befragen zu erzählen
- zeigen heftige bockige Reaktionen auf Hektik- geraten schnell in Panik
- zeigen wenig bis kein Lernen aus Erfahrung
- hat vergessen, was es sagen will, wenn noch erst jemand anders etwas
sagt
- ist nicht bereit Hilfestellungen anzunehmen
- ist desorientiert
- ist affektlabil, weint schnell
- ist schnell beleidigt
- ist meist sehr hilfsbereit und tierlieb
- zeigt bei Interesse Phantasie, Geschick, Engagement, Konzentration,
rasche Auffassungsgabe und blitzschnelle Reaktionen
Früherkennung:
verdächtig ist
das "Trottelchen"
- wirkt lieb- naiv
- wirkt unselbständig
- trödelt
- wirkt langsam
- bringt vieles nicht zu Ende
- kann gedankenversunken stundenlang mit nur einem Gegenstand spielen
- will immer wieder dieselbe Geschichte hören
das "Scheue"
- wirkt zurückhaltend, schüchtern oder sogar ängstlich
- zeigt Umstellungs-/Trennungsschwierigkeiten
- spricht oft auffallend hoch/ nasal bei Stress
- wirkt für sich allein zufrieden
- ist aber auch vergesslich, langsam, trödelig
das "Launenhaft- Eigenwillige- Weinerliche"
- ist sehr leicht verärgert/ zu verärgern
- wirkt schon früh depressiv
- ist vergesslich, langsam, trödelig
- hat oft Entwicklungsdefizite
das "Überdurchschnittlich Begabte Trottelchen und Scheue"
- hat meist eine hohe Geräuschempfindlichkeit
Aufgaben, die im Erwachsenenalter ausreichend stabile "Executive
Functions" benötigen sind: ("Executive
Functions"=> Zieht es vor, vorgegebenen und bewährten Regeln
zu folgen)
- im
Beruf ordentlich, effektiv, produktiv arbeiten um ihn zu behalten
- Management der Zeit, der Finanzen, des Haushalts
- Gleichzeitiges Funktionieren im Job und in der Beziehungsgestaltung
mit Kollegen
- Elternschaft und führen einer Partnerschaft
- Überkompensierung (manchmal zwanghaft), Angst
- viele Schwierigkeiten sind nicht offensichtlich
sie können sich besser irgendwie verhalten
- sie sind wie ein "Jengaturm" im Endstadium
"Träumerchen" haben die gleichen typischen Probleme wie
die Hypies, können sich jedoch besser kontrollieren- aber auch sie
schalten schnell auf "Bildschirmschoner"
- Small Talk geht nicht
- Entscheidungsschwäche
- keine Selbsteinschätzung
- Kritikempfindlichkeit
Egozentrismus und Animismus pervertieren zusammen mit Impulssteuerschwäche
=> sich nicht bevormunden, korrigieren lassen können.
- grenzen sich gerne ab oder werden "kratzig"
- ein wenig hyperaktiv
- häufige Selbstmedikamention (mit Alkohol und Drogen)
- Existenzangst=> um das auszugleichen werden sie oft pampig
- die Stimmung in Haltung und Mimik ist meist mürrisch
- suchen sich schnell "falsche" Freunde
- schlechte Selbsteinschätzung - alle meinen nur SIE - jeder ist
gegen SIE
- können nicht wie sie wollen
- hohes Anspruchsniveau an sich selbst
- orientieren sich an anderen- an sich selbst geht es nicht
- sie sind angewiesen auf ständiges Feedback
- Gefahr für Magersucht
Die ADHS Frau und ihr Selbstwertproblem
Identität, Sexualität und Frauenspezifische Störungen
eine Frau hat bestimmte gesellschaftliche "Normen" zu erfüllen
- sie muss eine gute Mutter sein
- den Haushalt im Griff haben
- immer hilfsbereit sein
- häuslich
- ordentlich
- "erst die anderen, dann kannst du an dich denken"
- " was sollen denn die Nachbarn denken"
für die ADS-Frau ist das aber fast unmöglich, wodurch viele
Probleme auftreten
ADS-Syndrom der Extreme
ist "Sammeln" -Kompensation der Vergesslichkeit?
"Bewerten" -Kompensation des mangelhaften Realitätsabgleichs
Sie ist immer und irgendwie überlastet
Die Chaosprinzessin wünscht sich im extremen Mass:
- Perfektion
- Anerkennung
- Liebe
- Sicherheit
Sie hat eine mangelnde Abgrenzungsfähigkeit und Hunger nach positivem
Featback
bei ihr ist alle Digital- entweder an oder aus
Sie kann allen helfen- nur nicht sich selber
sie fühlt sich nur wohl, wenn sie sich gebraucht fühlt
- Unsicherheit
Anspannung
Verstimmungen
- Somatisierung
Kopfschmerzen
Bauchschmerzen
Schwindel
Die Chaosprinzessin und die Beziehungen
Kontaktaufnahme ohne Komorbidität geht super
ABER:
- naiv
- helfen wollen
- zu viel schaffen wollen
- möchte jemanden haben der sie liebt
- möchte jemanden den sie liebt
- jemanden der grossund stark ist
- jemanden, der Entscheidungen abnimmt
damit ist es schwer längerlebige Kontakte zu knüpfen
In der Regel bleibt man "unter sich"
- in der Liebe ist sie meist extrem rasch "entflammt"
Schönheit ist
eine Frage der Geschwindigkeit des Blicks
- Kennenlernmuster:
- heftige Emotionen- heftiges verliebt sein
- ohne negatives zu sehen
- lässt sich nichts sagen
- die Angst verlassen zu werden veranlasst sie zum Klammern, Kontrolle,
Eifersucht.....
- oft aber... wird wegen dem zu geringen Selbstwertgefühls gar
nicht erst wahrgenommen, dass man gegehrt wird
- ICH bin nicht begehrenswert
- ICH bin Schuld
- ICH bin hässlich
- Liebe- eine schwere Geisteskrankheit?
- man nimmt alles hin am Anfang ist alles wunderbar- dann kommt das
böse Erwachen
Partnerwahl
- Typ Kumpel/ Opa
- vielbeschäftigt
- Bestimmer
- flirriger Chaot (den sie versuchen will zu zähmen)
Das Grosse Problem bei ADHS
- wenn ich investiere, will ich auch genau das wieder herausbekommen
(totale Gegenleistung wird erwartet)
- ich bin treu (ist in dem Moment absolut ernst gemeint)... aber bevor
ich irgendwann ganz alleine dastehe, suche ich mir doch noch jemanden...
nur so zur Sicherheit
- du kannst dich 100%tig auf mich verlassen (wenn es mir wirklich wichtig
ist)
Krisengebiete in der Paarbeziehung
- nicht richtig zuhören können
- minimale Absprache/ Regeln nicht einhalten
- etwas versprochenes einfach nicht erledigen
- den anderen "überfallen" (Spontanität)
- rasche Bewertungen
- den anderen in dem Moment noch mal ansprechen, wenn der gerade aus
dem Raum gegangen ist
- dem anderen dazwischenreden
- aus eigener Sicht immer noch eine Korrektur anbringen, wenn der andere
etwas macht
- etwas entscheiden/ kaufen ohne vorher nachzufragen
- in Stresssituationen einen "rüden" Ton bekommen
- vorschnelle Zusagen
- Beeinflussbarkeit
- wenn andere etwas wollen ist sie nicht online- wenn sie selbst was
will ist das sofort superwichtig
Grosses Problem bei ADS
- Eifersucht
- Treue
- Angst etwas zu verpassen
- ständiges Schwarz- Weiß- Denken
Der "Schiß" vor dem Alltag
- die kleinen Missverständnisse durch
- das Drama - Autofahren
- Nähe- Distanzregulierung
- Dilemma Abstimmung der Rhythmen
- nicht planen können oder alles planen können
- in der Beziehung Freiheitsdrang
syndromtypischen "Selbstsabotagemethoden" in der Beziehungsgestaltung:
- nur aus eigener Perspektive sehen
- sofort bewertend wahrnehmen
- Ausreden haben müssen
- sich nur spontan oder gar nicht entscheiden können
Bin ich eigentlich beziehungsfähig?
- sie versucht sich unterzuordnen
- sie gibt sich selber auf
- kann sich schlecht helfen lassen
- wenn die "Liebesflamme" erlöscht, wird sie oft rumpelig,
aggressiv
Die Chaosprinzessin und ihre Sexualität
- verliebt bis zum Verschmelzungswunsch
- Gefühlsabsturz
- Partner deckt nicht alle Bedürfnisse
- sind oft hoch sexuell äppetent!
- können sich auf Nähe nur einlassen, wenn sie darauf eingestellt
sind
- wird schnell langweilig
Was hilft wirklich?
- die Akzeptanz der Perversität des Störungsbildes
- Therapie soll nicht gefallen sondern nützen
- Der Therapeut muss nett sein
- klare Diagnose
- differenzierte Diagnose
- Veränderung der Einstellung
- "ich muss nicht alles schaffen"
- Selbstmangagement des Alltagsleben
- sich selbst kennenlernen
- Denkmuster?
- Wochenpläne!
- sich Anlaufzeit erlauben
- Zeitabläufe wahrnehmen- um besser planen zu können
- externe Speicherhilfen (Zettel)
- lernen Kritik nicht persönlich zu nehmen
- lernen: Fehler zu machen ist nicht schlimm
- Selbstinstruktionstraining, wie bei den Kindern
- Hilfe durch Selbsthilfegruppen
"Streitkultur" für Paare
- nicht nur einer ist 100%tig Schuld
- nicht die alten "Kamellen" aufwärmen- nach vorne schauen
- Blickkontakt wegnehmen, Stimme senken
- Auszeit (wenn die Situation zu eskalieren droht, sich rausziehen)
- nicht hinterherlaufen
- kein "ständig", "immer", "nie",...
- schriftlich kommunizieren
- Pokerface
- keine Schuldzuweisungen
- Stoppsignal
Konkrete Übungen
- Selbstgespräche führen
- Erwartungshaltung angleichen
- Training des richtigen zuhörens
- Perspektive wechseln üben
- Simmungstiefs- sich aktiver ablenken
- Kompetenzen verteilen/ abgeben (nicht nur Frau kann den Haushalt schmeissen)
- Versuchen in schwierigen Situationen freundlich zu gucken
- Sinnvoll ist eine Gruppentherapie
- bei schwierigen Gesprächen
- sinnvoller Umgang mit Freizeit
- Totalentspannung
- Sport
- Selbstverstärkung
- Planung der Freizeit
- Rückkehr zur Pflicht
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Symposium 2004
11.06.2004
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