Dipl. Psych. Dipl. Heilpäd. Cordula Neuhaus
Hilfen für Kinder mit ADHS und Teilleistungsstörungen (Legasthenie/Dyskalkulie)
in der Schule
Am Anfang gab Frau Neuhaus erstmal einige einleitende Worte,
die schon fast selber ein Vortrag waren.
- ADSler haben gerade bei den Emotionen extreme Schwankungen,
- ihr Arbeitsspeicher ist zu klein, so dass einfach nur spezielle Aufgaben
schaffbar sind.
- in Sydney an der Universität hat man herausgefunden, dass das
Zeitgefühlt/ Zeitfenster bei ADSler schlecht ausgeprägt ist
- bei der Erforschung des Arbeitsgedächtnisses, hat sich herausgestellt,
dass die serielle Verarbeitung beeinträchtigt ist
- ADSler haben eine langsamere Umschaltreaktion
- es wird geschätzt, dass ca. 70 % ADSler auch Lernschwierigkeiten
haben
- bei der Kernspintomographie leuchten beim Wiedererkennen von etwas
bestimmt Areale im Gehirn auf. Wenn etwas nicht wieder erkannt wird,
dann leuchtet nur der primäre Kortex auf.
Diese "Landkarte" (die Areale) sind Lernleistungen durch Erfahrungen
"perceptional priming" - minimale Reize ermöglichen dann
ein wieder erkennen (näheres ist hier
beschrieben)
- ADSler haben das Problem der Aufmerksamkeitsaktivierung
- und eine abweichende Funktionssteuerung - durch intakte Stirnhirnleistungen
geht willentliche Verhaltenssteuerung deutlich besser
- Die Kinder und Jugendlichen erfahren keinen zuverlässigen Zusammenhang
zwischen Bemühungen und Ergebnis
- sie haben eine Aufmerksamkeitsfokussierung
- sie hängen sehr schnell im Hyperfokus (wie Frau Neuhaus zitierte
"... es ist so, als wenn mein Kopf Digital funktioniert, entweder
an oder aus")
Sie
brachte ein gutes Beispiel, wie ein ADSler etwas wahrnehmen kann:
Ein Schüler hat sein Deutschheft zuletzt
auf dem Schreibtisch zu Hause gesehen. Er sieht es mit seinem Hyperfocus
so, wie ein großes rotes Rechteck mit einem kleinen weißen
Rechteck darauf.
Nun
ist er in der Schule und sucht verzweifelt in seiner Schultasche nach
DIESEM Heft. Aber er sieht nur viele weiße schmale Rechtecke mit
einem ganz dünnen farbigen Rand.
Wie soll er also DA sein Heft finden und dabei
kann er sich ganz genau daran erinnern es eingesteckt zu haben.
- ADSler steigern sich auch schnell im Hyperfokus zu Emotionen hoch-
sie kommen dann nicht alleine wieder da heraus
- Besonders die Jungen haben vermehrte Probleme mit Dosieren können
von Kraft,
- sie haben oft große Probleme mit der Graphomotorik
- und eine niedrige Frustrationstoleranz
Prävalenz und Genetik bei ADHS
Wahrscheinlich sind 6-8% der Kinder und 3-4% der Erwachsenen betroffen
- ADHS gibt es in allen Begabungsniveaus. Die Wahrscheinlichkeit der
Vererbung liegt bei 0.89 - 0.92
- ADHS ist keine isolierte Störung neben vielen anderen Diagnosen
- ADHS ist nicht zwingend gekennzeichnet durch motorische Unruhe
- ADHS zeichnet sich aus durch die Beeinträchtigung der "Executive
Functions" ("Executive Functions"=> Zieht es vor,
vorgegebenen und bewährten Regeln zu folgen)
- ADHS ist eine dimensionale keine kategoriale Störung
- ADHS wird ererbt und beeinträchtigt die Entwicklung
Aufgaben, die in der Kinderzeit ausreichend stabile "Executive Functions"
benötigen sind :
- abwarten können
- einige Frustration aushalten können
- vorsichtig sein können
- kooperieren mit Erwachsenen und Gleichaltrigen können
- lesen und das Gelesene auch verstehen können
- schreiben können um zu kommunizieren
Ausnahmen sind für ADSler die Regel
Wichtig für Eltern ist es ist es ein Elterntraining
mitzumachen und für Therapeuten, dass sie ein Elterntraining
machen, das auf Eltern mit ADHS eingeht.
Zentrale auditive Wahnehmungsverarbeitung
- Aufmerksamkeit
- Speicherung
- Lokalisieren
- Diskrimination
- Selektion
- Analyse
- Synthese
- Intermodulare Integrationsprozesse
Dr. Droll aus Berlin hat in Bad Boll auf der Tagung vom Tagung vom 21.2.
- 24.02.2003 die Unterschiede zwischen "normgesteuerten " und
ADHSlern aufgeführt
LRS
Diagnose- Wo genau sind die Probleme?
- visuelle Wahrnehmung
- Motorik
- Motivation
- Motivationsprobleme
- Vermeidungsstrategien
- geringe Frustrationstoleranz
- mangelhafter Strategieerwerb
- mangelhaft entwickelte Lernstärken
- Hypersensibilität (vor allem bei den Träumerchen)
Legasthenie
Krankheit? Behinderung?
Cave definiert es so: Legasthenie ist ausschließlich eine graphomotorische
Umsetzungsschwäche
LRS reine Unfähigkeit ein gehörtes Wort in Worte umzusetzen.
Dyskalkulie
- Prävalenz 3-6 %
- mehr Mädchen sind betroffen
- oft mit ADHS kombiniert
- hauptsächlich Träumerchen
- Dyskalkulie bezogen auf spezifische Prozessoren- wichtig für
Diagnose/ Therapie
Modelle der mentalen Zahlenverarbeitung
- das Ein-Routen-Modell von McCloskey (1985)
- das Triple-Code-Modell von Dehaene (1992)
Das TRIPLE - CODE- Modell (kognitive Zahlenverarbeitung)
es gibt 3 Arten interner mentaler Repräsentationen von Zahlen
wechselseitig ineinander überführbar
- auditiv-verbaler Code
- visuell-arabischer Code
- analoger Größencode
"umgebungsbedingt"
- "Abschalten" bei aversiven Lärm
- "Nicht verstehen" bei
- unbekannter Dialektfärbung in der Sprache
- negativer Klangfärbung der Sprecherstimme
- Verbalisierungsredunanz
- ständigen andersartigen Erklärungen
- subjektiv negativer empfundenen "Reizwörtern" wie
"nie", "immer", "ständig" oder
auch entsprechende Satzanfänge
- monotone Sprecherstimme
- zu komplexe Formulierungen
- "Wegpacken" von Vigilanz (Wachsamkeit)und Aufmerksamkeit
In einer effektiven Therapie
gibt der Therapeut nach dem Behandlungsplan vor, was zu tun ist!
Basisbaustein
- Anüben
des Instruktionsverständnisses (Kurz Info, Rückfragen- Wiederholen-
freundliches Rückfragen, Begleiten der Handlung mit "prompting"
und "shaping", loben)
- Selbstinstruktionen
Was ist die Aufgabe? Loslegen (langsam und sorgfältig) von Anfang
bis zum Ende der Aufgabe, überprüfen!
Viel kann man mit Labyrinthen und "Nachmalbildern" erreichen,
wenn man regelmäßig übt.
Üben mit entsrechendem Bildmaterial zum visuell raschen Vergleichen
differenzierter Figuren.
Auch Spiele, in denen man Texterfassung (Wortteile zuordnen) übt,
sind hilfreich.
Beim Lesen Technik der Raupe Nimmersatt anwenden: Wort-für-Wort
- richtig hingucken- nicht "geiern"
- Frustrationstoleranz vergrößern
- Immer mit flankierender Beratung der Bezugsperson UND Übungen
für zu Hause
Chancengleichheit in der Klasse
bedeutet nicht, dass jedes Kind dieselbe Zuwendung, dasselbe Material,
etc. bekommt, sondern jedes Kind das, was es gerade braucht! (O'Reagan
1997)
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Symposium 2004
11.06.2004
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